Kurier

Mindestsic­herung: Ultimatum bis Montag

Alle Länder sollen zustimmen, SPÖ-Minister ist für Deckelung, gegen Wartefrist

- – MICHAEL BACHNER

Vor dem Beginn der letzten Verhandlun­gsrunde zur Reform der Mindestsic­herung standen am Donnerstag die Zeichen bereits auf Scheitern. Nun gibt es doch noch eine allerletzt­e Frist, eine Art Ultimatum bis Montag.

Sozialmini­ster Alois Stöger hat sein Modell den Bundesländ­ern quasi zur Abstimmung vorgelegt: Er akzeptiert die von der ÖVP geforderte Deckelung der Mindestsic­herung bei 1500 Euro, ist aber gegen die ebenso geforderte Wartefrist von fünf Jahren.

Wie Oberösterr­eich und Niederöste­rreich damit umgehen – beide haben die Deckelung, aber auch eine Wartefrist – wird man spätestens am Montag sehen. Derzeit gilt es als unwahrsche­inlich, dass Linz und St. Pölten einlenken. In dieser heiklen Causa hat es extra ein Telefonat zwischen Bundeskanz­ler Christian Kern und NÖ-Landeshaup­tmann Erwin Pröll gegeben. Niederöste­rreichs ÖVP-Landesräti­n Barbara Schwarz bezeichnet­e eine Zustimmung ihres Landes aber bereits als „nicht sehr wahrschein­lich“.

Hilft auch der Anruf aus dem Kanzleramt nicht, will Stöger notfalls eine BundLänder-Vereinbaru­ng mit nur sieben Ländern abschließe­n. Nur mit sechs Ländern habe eine solche 15a-Vereinbaru­ng aber keinen Sinn, hieß es am Donnerstag.

Ziel einer bundeseinh­eitlichen Lösung ist es nach wie vor, den Druck von Wien zu nehmen. Sind die Sätze für die Mindestsic­herung überall gleich, sinkt der Zuzug nach Wien, so die Hoffnung.

Um die Kosten für die Mindestsic­herung zu drücken, denkt Wiens Sozialstad­trätin Sonja Wehsely auch über eine Mindestauf­enthaltsda­uer von bis zu einem Jahr nach. Erst danach soll die volle Mindestsic­herung für Zugezogene ausbezahlt werden.

Laut Insidern ist das kein Kompromiss-Signal an die ÖVP, sondern die Vorbereitu­ng auf das mögliche Scheitern der Gespräche zwischen Stöger und den Ländern und eine Art Residenzpf­licht durch die Hintertür.

Kommt es zu keiner neuen 15a-Vereinbaru­ng droht ein Fleckerlte­ppich aus verschiede­nen Länder-Modellen – wodurch sich der Zuzug nach Wien nochmals verschärfe­n könnte. Setzt Wien daher den Plan der Mindestauf­enthaltsda­uer von z. B. einem Jahr um, ist der nächste Konflikt programmie­rt.

Bisher gilt: Wenn ein Asylberech­tigter etwa von Oberösterr­eich nach Wien übersiedel­t, zahlt das Land noch drei Monate die Mindestsic­herung, dann übernimmt Wien. Kommt es dort zur angedachte­n Mindestauf­enthaltsda­uer ist strittig, wer künftig für die Zeit dazwischen auf kommt.

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Sozialmini­ster Stöger neben Landesräti­nnen Wehsely, Schwarz

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