Die Chicago Cubs haben den Fluch der Ziege endlich gebrochen
Kein anderer Klub indenUSAwarsolange erfolglos. Die Cubs holten erstmals seit 1908 den Titel.
Im 1989 veröffentlichten Film „Zurück in die Zukunft II“ist eine Szene zu sehen, die am 21. Oktober 2015 spielt. Marty McFly und dessen Rivale Biff blicken auf eine Videotafel, und dort läuft die Schlagzeile: „Cubs win World Series“. Ein Jahr später wurde aus der Fiktion Realität. Nach dem dramatischen 8:7 im entscheidenden siebenten Spiel gegen Cleveland holten die Chicago Cubs nach mehr als 100 Jahren wieder die World Series im Baseball. Nach 39.466 Tagen gewannen sie die 112. Auflage des Endspiels im Baseball.
Edelfan Bill Murray jubelte auf der Tribüne. „Es ist sehr emotional, ich habe schon etwas geweint. Das ist wunderschön. Wir haben so lange darauf gewartet, mehr als ein Jahrhundert“, sagte der 66-Jährige dem TV-Sender ESPN. In Chicago feierten Tausende auf den Straßen, und sogar US-Präsident Barack Obama gratulierte.
Liebenswerte Verlierer
Als die Chicago Cubs zum letzten Mal einen Titel einfuhren, gab es weder die NFL noch die NHL und auch die NBA nicht: 1908 durften sich die Baseballer aus Michigan letztmals feiern lassen. Danach gingen sie als „Lovable Losers“(liebenswerte Verlierer) in die Geschichte ein. Am 6. Oktober 1945 brachte Billy Siamis seine Ziege mit ins Wrigley Field von Chicago zum Final- spiel gegen die Detroit Tigers. Weil seine Sitznachbarn der Geruch des Tiers störte, wurde er aus dem Stadion geworfen. „Die Cubs werden nie mehr gewinnen“, rief der Besitzer der Kneipe namens „Billy Goat Tavern“erbost. Die Cubs verloren das Finale gegen Detroit und kamen bis 2016 auch nie wieder in eines. Seither litt der Klub unter „The Curse of the Billy Goat“, dem Fluch des Ziegenbocks. Keine Profimannschaft in Nordamerika ist länger erfolglos geblieben.
2012 begann die Trendwende: Cubs-Besitzer Tom Ricketts warb General Manager Theo Epstein von den Boston Red Sox ab. Der gab alte Stars ab, holte neue Talente und im Sommer 2015 Joe Maddon als Trainer. Der hat so seine Schrullen: Er bestellt Zauberer in die Kabine, um das Team während einer schlechten Phase ein wenig aufzuheitern; er lässt Flamingos durch sein Büro laufen; er gibt Mottos für Auswärtsreisen vor – die Spieler laufen dann etwa in Superhelden-Kostümen, als Figuren aus „Star Wars“oder im Pyjama herum. Mit Erfolg.
Übrigens: Sianis hat den Fluch der Ziege schon 1969 für beendet erklärt, sein Neffe Sam, Eigentümer der noch immer existierenden Kneipe, bestätigte dies 1984 – nachdem er mit einer Ziege ins Wrigley Field durfte, um die bösen Geister zu vertreiben. Ernüchterung traf auf Ratlosigkeit, Enttäuschung auf Ärger. Österreichs Teamspieler haben alle Hände voll zu tun, um die unerwartete Auftaktniederlage in der EM-Qualifikation gegen Finnland (27:31) zu verarbeiten.
Keiner im ÖHB-Lager hatte mit einem Ausrutscher gegen die Nordeuropäer gerechnet. Geschweige denn, dass irgendwer dem österreichischen Team einen dermaßen desolaten Auftritt überhaupt zugetraut hätte. „Das ist meine schlimmste Niederlage in fünf Jahren“, gestand denn auch Patrekur Jóhannesson – und dem Teamchef stand dabei die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Vor allem die Leistung in der zweiten Halbzeit sorgte für Irritationen. Zwar hatten die Österreicher auch schon in den ersten 30 Minuten nicht geglänzt, aber zumindest waren sie zur Pause noch mit zwei Toren vorangelegen. Nach Seitenwechsel ließen die Gastgeber dann aber alles vermissen,was sie in den vergangenen Jahren ausgezeichnet und bis zur WM gebracht hatte. „Das Feuer hat gefehlt“, kritisierte Jóhannesson, „meine Spieler ha- ben es mental nicht geschafft. Vielleicht hat jeder gedacht, das kommt von alleine.“
Selbstkritik
Kiel-Legionär Nikola Bilyk sparte nicht mit Selbstkritik. „Vielleicht hatten wir auch zu wenig Respekt vor Finnland“, sagte der 19-Jährige, „wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht.“Vor allem die Aussetzer in der Defensive waren mitunter haarsträubend. „Ich bin richtig sauer, auf alle und jeden. 31 Gegentore. Ich weiß noch gar nicht, wie viele ,Hütten‘ uns die Bosnier und die Spanier machen, wenn wir so spielen. Es lag an der Defensivleistung“, polterte Goalie Thomas Bauer.
Nach dem Fehlstart stehen die Österreicher nun im zweiten Match am Sonntag in Sarajevo gegen Bosnien bereits unter Zugzwang. Die Bosnier haben ihr Auftaktspiel ebenfalls verloren (21:30 gegen Gruppenfavorit Spanien). „Es fehlt vielen an Erfahrung, um in so stressigen Situationen kühlen Kopf zu bewahren“, weiß Teamchef Jóhannesson. Dennoch: „Wir fahren nach Bosnien, um zu gewinnen.“