Wachablöse im Tennis
Andy Murray übernimmt Platz eins der Weltrangliste
Schade. Hätte es den Machtwechsel schon vor zwei Wochen gegeben, hätte das Wiener Turnier eine Nummer eins präsentieren können. Denn das ist Stadthallen-Sieger Andy Murray seit gestern Nachmittag quasi, offiziell dann am Montag. Der Kanadier Milos Raonic trat verletzungsbedingt nicht zum Semifinale in Paris-Bercy an, der Olympiasieger steht kampflos im Finale.
Ab Montag wird der 29Jährige daher Novak Djokovic, der in Paris im Viertelfinale gescheitert war, ablösen und erstmals der Weltrangliste vorstehen. Murray konnte sein Glück kaum fassen. „Natürlich war es ein Traum, nun ist es schneller gegangen, als ich gehofft habe.“Schützenhilfe bekommt Murray auch von Günter Bresnik. „Dort gehört er hin“, sagt der Trainer. „Er war seit Mai der absolut Beste und ist spielerisch neben Federer ganz vor- ne.“Murray holte heuer neben seinem zweiten Olympiasieg im Einzel den zweiten Titel in Wimbledon und stand bei den Australian Open und French Open im Finale. Zudem gewann der Schotte die Turniere von Rom, Queens, Peking, Schanghai und Wien. Seine bislang letzte Niederlage kassierte er Mitte September, im Daviscup gegen den Argentinier Juan Martin del Potro.
Djokovic war zuletzt 120 Wochen ununterbrochen an der Spitze und insgesamt 221 Wochen. Spitzenreiter ist Roger Federer (302). Der Schweizer wurde am 2. Februar 2004 erstmals Nummer eins, seit damals gab es mit dem Spanier Rafael Nadal und Djokovic nur drei Ranglisten-Erste. Zum Vergleich: Bei den Damen waren es im selben Zeitraum zwölf.
Dominic Thiem hatte ebenso sein persönliches Erfolgserlebnis ohne gespielt zu haben. Seit Freitag Mitternacht war seine Teilnahme am ATP-Finale (13. bis 20. November) besiegelt.
Belohnung für Thiem
Der 23-Jährige bekam letztlich nur die Bestätigung, was zu vermuten war. Nur wenige hatten damit gerechnet, dass der Tscheche Tomas Berdych Star Murray besiegt (er gewann 7:6, 7:5) oder dass der Franzose Jo-Wilfried Tsonga das Turnier gewinnt.
Thiem war heuer sehr eifrig, er hat etliche Ergebnisse geholt, die aufgrund der ATPArithmetik (nur die besten sechs 500er- bzw. 250er-Turnier zählen) gar nicht in der Wertung stehen. Mit diesen Punkten alleine wäre er Österreichs Nummer zwei. „Er hat sich das absolut verdient“, sagt sein Trainer Bresnik, der mit den Kritiken, sein Schützling hätte zu viel gespielt, nichts anfangen kann: „Sonst wäre er nicht so weit gekommen. Außerdem muss man sich anschauen, wie viel Murray spielt. Das ist wesentlich mehr.“Thiem, der am Mittwoch nach London fliegt, kam 2016 bislang auf 79 Partien, Murray spielt heute Match Nummer 82.