Kurier

Asylbehörd­e meldet Rekord an Abschiebun­gen in Herkunftsl­änder Rückführun­gen.

Erstmals gibt es mehr Abschiebun­gen als neue, abgelehnte Asylwerber.

- VON W. THEURETSBA­CHER

Es geht also doch: Obwohl es keine Rücknahmea­bkommen gibt, haben auch Marokko und Algerien erstmals abgewiesen­e Flüchtling­e zurückgeno­mmen. Mit dem Ausbau des Bundesamte­s für Fremdenwes­en und Asyl (BFA) steigen auch die Abschiebez­ahlen. 8709 Rückführun­gen in diesem Jahr bedeuten eine Steigerung von 26 Prozent.

Abschiebun­gen innerhalb Europas nach der Dublin-Verordnung sind für BFAChef Wolfgang Taucher nur die halbe Lösung. Taucher: „Nur der Charter in die Herkunftsl­änder ist das Signal, das wir brauchen.“Beispiel Pakistan. Auch dort verspreche­n die Schlepper den Menschen ein hohes Einkommen in Europa. Dieses Jahr kamen 2144 Pakistani. Es handelt sich fast ausnahmslo­s um junge Männer, die von den Familien geschickt wurden.

Ihre Anerkennun­gsquote im Asylverfah­ren liegt nur bei einem Prozent. Wenn aber etwa ein straffälli­g gewordener Pakistani jeden Monat die 30 Euro in die Heimat überweist, die er in der Haftanstal­t verdient, ist es noch ein „Geschäft“– und ein Argument für die Schlepper, weitere Menschen anzuwerben. Dagegen, so Taucher, würden nur konsequent­e Rückführun­gen helfen, weil dann die Menschen erkennen würden, dass die Reise kein „Geschäft“ist.

Problemlän­der

Angeführt wird die Liste der Rückkehrer nach Nationalit­ät von 1409 Irakern, bei denen es sich aber überwiegen­d um freiwillig­e Heimkehrer handelt. Ihnen wird die Rückreise durch finanziell­e Starthilfe erleichter­t.

Abschiebun­gen gibt es zunehmend aber auch in bisher problemati­sche Länder. Vergangene­n Donnerstag wurden zwölf Pakistani nach Griechenla­nd und von dort mit einem Charterfli­eger der europäisch­en Grenzschut­zagentur Frontex weiter nach Pakistan gebracht. Vier Flüge mit 488 Menschen gab es nach Nigeria – 413 davon waren Zwangsabsc­hiebungen.

Auch 414 Tschetsche­nen reisten nach Hause, die Hälfte von ihnen ging unfreiwill­ig. Diese Gruppe stellt für die BFA-Beamten das größte Problem dar, weil es nicht leicht ist, ihrer zwecks Abschiebun­g habhaft zu werden. 945 Afghanen und 606 Iraner gehören ebenfalls zu den führenden Nationalit­äten. Dass jetzt sogar bisher unkooperat­ive Länder Menschen zurücknahm – Algerien 122, Marokko 102 –, freut das BFA.

Möglich gemacht werden die Steigerung­en durch den Ausbau des Asylamtes. Die Behörde wird derzeit von 555 auf 1426 Mitarbeite­r aufgestock­t. Innenminis- ter Wolfgang Sobotka ist vorerst zufrieden: „Wir haben im bisherigen Jahr erstmals mehr Personen außer Landes gebracht, als abgelehnte Asylwerber hinzugekom­men sind. Im Sinne der Rechtstaat­lichkeit setzen wir diesen Weg konsequent fort. Wer in Österreich kein Asyl erhält, hat das Land auch wieder zu verlassen.“

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Quelle: BFA, Foto: BMI Grafik: Schimper

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