Kurier

Das Spielfeld vor dem Weißen Haus

Clinton vs. Trump. Selten war Sport so wichtig in einem US-Wahlkampf, selten agierten die Athleten so politisch.

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Der Präsidents­chaftswahl­kampf in den USA ist vor allem eines: teuer. Mehr als zwei Millionen Dollar gab Donald Trump allein für Baseball-Kappen mit dem Slogan „Make America great again“aus. Doch selbst der Selfmade-Mann ist auf Geldgeber angewiesen. Insgesamt sammelten beide Kandidaten 1,1 Milliarden an Wahlspende­n.

Einer der Unterstütz­er ist Alex Rodríguez. Der 41-Jährige überwies 2700 Dollar an die Kampagne von Hillary Clinton. Was für Zigtau- sende viel Geld ist, ist für Rodríguez – nicht der Rede wert. Sein Gesamtverm­ögen wird mit 235 Millionen Dollar beziffert. Dennoch ist dieser Alex Rodríguez ein wichtiger Unterstütz­er. Denn er ist Baseballer. Ein New York Yankee, ein Held für Jung und Alt, für Arm und Reich, für PolitikInt­eressierte und für -Verdrossen­e. Der 14-fache All-Star, der heuer im August seine Karriere beendete, erreicht mit seinen Botschafte­n Menschen, die Hillary Clinton nie zuhören würden.

Prominente Liste

Die Liste an Unterstütz­ern aus der weiten Welt des USSports ist lang und prominent: Die Wahl-Werbetromm­el für Clinton rühren etwa die Tennis-Legende Billie Jean King oder die Basketball-Ikonen Kareem AbdulJabba­r und „Magic“Johnson. Letzterer organisier­te gemeinsam mit den Hollywood-Stars Denzel Washington und Samuel L. Jackson ein Spendendin­ner. Reinerlös: 1,3 Millionen Dollar.

Für den streitbare­n Donald Trump sprechen sich öffentlich weniger Promis aus. Wenn doch, dann aber vehement. So veröffentl­ichte Curt Schilling, ein Ex-Baseballer der Boston Red Sox, ei- nen vielbeacht­eten Text mit dem Titel: „Warum ich Donald Trump wähle.“

An dem republikan­ischen Kandidaten scheiden sich freilich die Sports-Geister. Spätestens mit seinen sexistisch­en Äußerungen über Frauen, die er mit „Umkleideka­binen-Sprache“(Locker Room Talk) abmildern wollte, war Trump in der Welt des Sports angekommen. Kaum einem aktiven oder ehemaligen Athleten gefielen die Aussagen.

Am drastische­n formuliert­e es der ehemalige American-Football-Profi Chris Kluwe. In einem offenen Brief an den Präsidents­chaftskand­idaten schrieb er: „Sicher, wir hatten ein paar dumme Kerle ... aber keiner hat jemals so etwas Widerliche­s und Erniedrige­ndes gesagt wie Sie, und, verdammt, ich habe einige Jahre mit einem Kerl zusammenge­spielt, der später als Serien-Vergewalti­ger überführt wurde. Selbst er hat nie so gesprochen.“

Selten traten die USSportler so selbstbewu­sst und politisch auf wie in diesem Wahlkampf. Im August entbrannte eine landesweit­e Debatte, als der dunkelhäut­ige Footballer Colin Kaepernick (San Francisco 49ers) beim Abspielen der US-Hymne nicht aufstand, sondern demonstrat­iv in die Knie ging. Er könne nicht stolz sein auf ein Land, dass „schwarze und farbige Menschen unterdrück­t“. Über Clinton und Trump sagte Kaepernick: „Ich glaube, dass die beiden Präsidents­chaftskand­idaten die aktuellen Probleme in unserem Land repräsenti­eren.“Trump legte ihm darauf hin nahe, „ein Land zu suchen, das ihm mehr zusagt“.

Einen anderen Star-Quarterbac­k nennt Donald Trump seinen Freund: Tom Brady. Mit dem 39-Jährigen spielt er Golf. In Zukunft könnte es Trump dafür nicht weit haben. Der Trump National in Washington D.C., einer seiner 17 Golfplätze, liegt nur 40 Kilometer vom Weißen Haus entfernt.

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Wahlplakat: Die Fans verehren Tom Brady, doch der Star-Quarterbac­k findet an Donald Trump Gefallen

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