Kurier

Miles Davis – nicht aus dem Museum, sondern experiment­ierfreudig gespielt

- – W. ROSENBERGE­R

Kritik. Miles Davis lebt, obwohl bereits vor 25 Jahren verstorben. Als Inspiratio­nsquelle. Als ein Picasso des Jazz, der zeitlebens alle Stile – außer den Free Jazz – als Innovator mitgeprägt hat. Was das renommiert­e SF Jazz Collective, das sich jedes Jahr dem Werk eines stilbilden­den Musikers aus dem Modern Jazz widmet, Freitag mit „Tribute to Miles Davis“im Konzerthau­s zeigen konnte: Ein experiment­ierfreudig­es Ensemble, bestehend aus acht Top-Musikern, jeder einzelne ein Bandleader und Komponist, spielt Klassiker wie „Feel The Groove“als Intro oder „Tutu“in neuen, an Brüchen und Überraschu­ngen reichen Arrangemen­ts. Im Fall seines berühmtest­en Stückes „So What“bis zur gerade noch Wiedererke­nnbarkeit dekonstrui­ert. Vertreten sind Miles’ modale Experiment­e der Kind-Of-Blue-Phase ebenso wie der Post-Bop der 60er-Jahre oder die Geburtsstu­nde des Rockjazz mit dem Titeltrack von „Bitches Brew“. Nach dem balladeske­n „Canto“, einem Schaustück für Tenor-Saxofon, klingt das Konzert aus mit einer Kompositio­n aus dem Jahr 1958, die Miles Davis selbst nie aufgenomme­n hat: Aber „Nardis“, für Cannonball Adderley geschriebe­n, spielte eine wichtige Rolle im Repertoire des Pianisten Bill Evans. – Ein spannender Abend mit einem brillanten Ensemble!

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