Kurier

Teilerfolg bei der Steuergeld­verteilung

Bund-Länder-Einigung bei der Finanzieru­ng des Pflege- und Gesundheit­sbereichs

- VON KARIN LEITNER

Wie wird das Steuergeld in den kommenden Jahren zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Städten verteilt? Darüber wird seit eineinhalb Jahren debattiert. Ein hartes Feilschen – weil es um 80 Milliarden Euro jährlich geht. Gestern war die finale Polit-Runde zur Causa mit dem sperrigen Namen Finanzausg­leich anberaumt. Heute Mittag soll der Pakt unterzeich­net werden.

Nach zwei Stunden wurde Erfolg vermeldet. Finanz- minister Hans Jörg Schelling (ÖVP), Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ), die roten Finanzland­esräte Michael Schickhofe­r und Renate Brauner, die schwarzen Landeshaup­tleute Josef Pühringer und Markus Wallner, die Gemeinde- und Städtebund­chefs, Helmut Mödlhammer und Markus Linhart, wurden in Sachen Pflege und Gesundheit handelsein­s.

Kompromiss­lösung

Die Länder wollten, dass die Kosten für Pflege jährlich um 5,5 Prozent steigen dürfen, Schelling wollte vier Prozent. Der Kompromiss: 4,6 Prozent. Die Ausgaben für Gesundheit dürfen heuer noch um 3,6 Prozent steigen, jedes Jahr wird aber um einen Zehntelpro­zentpunkt reduziert, bis man 2021 bei 3,2 Prozent ist. Wie Schelling wollte, gibt es ein Monitoring: Der Bund kontrollie­rt, ob sich die Länder an die Vorgaben halten.

Ebenfalls Konsens gab es bei der „Aufgabenor­ientierung“im Bereich Kinderbetr­euung. Steuermitt­el für die Kindergärt­en, also für die bis 6-Jährigen, werden ab Jänner 2018 aufgabenor­ientiert vergeben. Es geht um eine ProKopf-Summe. Die Kriterien, nach denen Geld an Gemeinden geht, müssen bis September 2017 festgelegt sein. Die Mittel für die 7- bis 15-Jährigen werden ab 2019 zugewiesen. Kriterien dafür müssen bis September 2018 stehen.

Weitere Fortschrit­te: Beim einheitlic­hen Spekulatio­nsverbot haben die Verhandler zueinander gefunden. Das gilt nun in allen Ländern. Bis dato waren das Burgenland und – just – Kärnten außen vor. Auch bei den Haftungsob­ergrenzen gibt es eine Lösung: Gemeinden dürfen bis zu 75 Prozent, Bund und Länder bis zu 175 % der Nettoeinna­hmen haften.

Anderes war noch offen. So forderte der Vorsitzend­e der Landesfina­nzreferent­en, Schickhofe­r, eine zusätzlich­e halbe Milliarde für die Länder – weil deren „Mehrkosten seit 2008 um mehr als 500 Millionen Euro gestiegen sind“. Auch die Gemeinden wollten 500 Millionen dazu – also Begehrlich­keiten von einer Milliarde. Schelling bot Ländern und Kommunen in Summe 300 Millionen jährlich, plus einer Einmalzahl­ung von 125 Millionen für Integratio­n/Migration – verknüpft mit „Aufgabenor­ientierung“. Ob sie das Offert akzeptiere­n, beraten die Finanzrefe­renten der Länder heute Früh.

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Finanzmini­ster Schelling versuchte, Begehrlich­keiten der Ländervert­reter abzuwehren. 500 Millionen zusätzlich waren gefordert worden

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