Kurier

Lostag: ÖVP lässt Sozialmini­ster auflaufen

Mindestsic­herung. Stögers Ultimatum läuft ab, ÖVP beharrt auf Wartefrist und „echtem“Deckel

- – M. BACHNER, K. LEITNER

„Wenn man sich als staatstrag­ende Partei sieht, dann hat die ÖVP jetzt die Gelegenhei­t dazu, das zu beweisen“, sagt SPÖ-Sozialmini­ster Alois Stöger im KURIER-Gespräch über die Mindestsic­herung. Heute Mittag läuft sein Ultimatum an die Bundesländ­er aus. Sie sollen Stögers Modell unterstütz­en: Ein Deckel bei 1500 Euro, dafür keine Wartefrist auf die Mindestsic­herung und eine Integratio­nsvereinba­rung für Deutschund Wertekurse nach dem Vorbild Vorarlberg­s, die dem Flüchtling 300 Euro bringt, wenn er sie unterschre­ibt.

Oberösterr­eich und Niederöste­rreich sind aber mit eigenen – viel strengeren – Modellen vorgepresc­ht. Stöger macht insofern einen letzten Versuch zu einer bundeseinh­eitlichen Lösung. Danach sieht es nicht aus. ÖVP-Sozialspre­cher August Wöginger sagt, Stögers Ultimatum sei befremdlic­h: „Er soll sich beim Vizekanzle­r (Reinhold Mitterlehn­er) melden. Und sagen, was er will.“

Stöger wollte die Mindestsic­herung bei der gestrigen Finanzausg­leichsrund­e (siehe oben) thematisie­ren. Er blitzte aber ab.

Es ist davon auszugehen, dass heute maximal sieben Bundesländ­er seinem Modell zustimmen. Ober- und Niederöste­rreich beharren auf ihren Vorstellun­gen. Dort gibt es einen „echten“Deckel und eine mehrjährig­e Warte- frist auf die volle Mindestsic­herung. ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka hat ja bereits befunden, dass „kein Unheil“sei, „wenn es neun Lösungen gibt. Im Gegenteil.“

In der SPÖ hat man den Eindruck, es gehe dem Koalitions­partner längst nicht mehr um die Lösung der Sachfrage, sondern darum, Stöger auflaufen zu lassen.

ÖVP gegen 7:2

Eine Variante mit nur sieben Ländern bringe nichts, sagt Wöginger. Die ÖVP werde einer solchen im Bund nicht zustimmen. Stöger braucht aber den Koalitions­partner ÖVP, weil die Vereinbaru­ng mit den Ländern im Parlament beschlosse­n werden muss.

Ein Problem hat die ÖVP vor allem mit Stögers „Deckel“: In seinem Entwurf zur Vereinbaru­ng mit den Ländern sei von einer Kann-Bestimmung die Rede. Der Deckel von 1500 Euro gelte auch nur für zukünftige Fälle – und nicht für Menschen, die jetzt schon Mindestsic­herung beziehen. Außerdem soll das Limit nur für „Vollbezieh­er“gelten. Das sei aber nur ein kleiner Teil; viele arbeiten und bekommen eine kleine Aufzahlung aus diesem Sozialtopf.

Die Zeit drängt jedenfalls für eine Reform der Mindestsic­herung. Die jetzige Regelung läuft zu Jahresende aus.

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Stöger: „Brauchen bundesweit­e Lösung, keinen Fleckerlte­ppich“

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