Pyeongchang 2018.
Es waren verstörende Nachrichten, die in den vergangenen Jahren immer wieder aus Südkorea in das Herz des europäischen Wintersports gelangten. Die wenigen Athleten, die Pyeongchang, den Austragungsort der Winterspiele 2018, einen Besuch abstatteten, wussten Anekdoten zu erzählen, die für Kopfschütteln, Schmunzeln und Irritation sorgten.
Die Biathleten etwa waren erstaunt, als während der WM 2009 in Südkorea asiatischen Helferchen plötzlich mitten in der Schussbahn auf kreuzten – sie hatten schlicht keine Ahnung, dass die Biathleten mit scharfer Munition schießen.
Viele Episoden
Oder die längst schon legendäre Episode, die sich im gleichen Jahr bei einem Kontinentalcup der Skispringer zugetragen hatte: Der Bewerb auf der hochmodernen Schanze, zu dem immerhin 20.000 Zuschauer gekommen waren, hätte beinahe abgesagt werden müssen, weil sich keiner der koreanischen Schanzenarbeiter imstande sah, mit dem Pisten-Ratrac den steilen Aufsprunghügel hinunterzufahren. Das ging so weit, dass sich der Vorarlberger Skispringer Balthasar Schneider kurzerhand hinters Steuer setzte und die Anlage präparierte.
Als die Kunstbahnrodler in diesem Jahr erstmals den olympischen Eiskanal von Pyeongchang begutachten konnten, sahen sich viele in ihren Vorurteilen bestätigt. Aus der ganzen Welt waren im Frühjahr die Athleten zur offiziellen Homologierung eingeflogen worden, um dann unverrichteter Dinge wieder abzureisen. „Die haben damals kein gescheites Eis hingekriegt, wir konnten nur den untersten Streckenabschnitt fahren“, erinnert sich der österreichische Doppelsitzer Peter Penz.
Als er und sein Rodelpartner Georg Fischler nun abermals eine Einladung nach Südkorea erhielten, stellten sich die Tiroler kurz die Sinnfrage. Am Ende nahm das Duo dann aber doch die beschwerliche Reise nach Asien auf sich. Die Neugier auf die neue Strecke war größer als die Angst vor einem neuerlichen Fiasko. „Du musst es machen. Es geht dann halt doch darum, zwanzig Fahrten mehr auf dieser Bahn zu haben als viele Konkurrenten“, erklärt Fischler.
Aber selbst für Routiniers wie die beiden Tiroler ist die Jungfernfahrt auf einer neu- en Bahn eine Herausforderung. „Weil es null Erfahrungswerte gibt. Die Trainer sagen dir: ,Diese Kurve könnte zu fahren sein.‘ Im Endeffekt hat keiner gewusst, wie er da runter kommt. Dazu noch der Jetlag, das war schon tricky“, erklärt Penz.
Viel Flair
Viel Zeit hatten die beiden Österreicher bei ihrem dichten Fahrplan nicht, um das Olympia-Revier zu besichtigen. Einige positive Eindrücke konnten die Vizeweltmeister von 2015 allerdings gewinnen. Nach dem Gigantismus der Putin-Spiele von Sotschi herrscht in Pyeongchang eine angenehmere Atmosphäre. „Verglichen mit Russland geht es hier sehr herzlich zu“, berichtet Georg Fischler, der den Winterspielen in Südkorea durchaus was abgewinnen kann. „Vom Flair ist es ein riesiger Unterschied zu Sotschi. Dort haben sie ein komplettes Tal neu erschaffen. In Korea ist viel Altbestand, das ist alles gewachsen. Das erinnert mich an Whistler Mountain 2010.“
Und die Winterspiele vor sechs Jahren in Vancouver gelten gemeinhin als die besten in diesem Jahrtausend. Finalsieg. Der neue Weltranglisten-Erste Andy Murray gewann das Masters-Turnier in Paris. Der Schotte setzte sich nach hartem Kampf gegen den US-Amerikaner John Isner durch. 6:3, 6:7 (4:7), 6:4 lautete das Ergebnis.
Schon vor dem Finale stand fest, dass der 29-Jährige den Serben Novak Djokovic als Führenden ablösen wird. Erstmals in der Geschichte des Tennis steht ein Brite an der Spitze. Murray profitierte dabei am Samstag von der Halbfinal-Absage des Kanadiers Milos Raonic und zog ohne spielen zu müssen ins Finale ein.
Gegen Isner (31) nutzte Murray nach 2:18 Stunden seinen ersten Matchball. Für ihn war es der insgesamt 43. Turniersieg und der bereits achte im Jahr 2016. Seine Nummer-1-Position sei aber nicht das Ergebnis eines Tages, sondern ein Ergebnis „der letzten zwölf Monate, die letzten davon waren die besten meiner Karriere.“
Der Heilsbringer
In Großbritannien galt Andy Murray seit dem Beginn seiner Karriere im Frühjahr 2005 als Heilsbringer, damals war er gerade 18 Jahre alt. Er war der Auserwählte, der dem Vereinigten Königreich den ersten großen Titel seit Fred Perrys Wimbledonsieg 1936 bescherte. 2012 gewann er das olympische Tennisturnier in London und die US Open, im Jahr darauf endlich auch Wimbledon. 2016 siegte er erneut im Allerheiligsten seines Sports, einen Monat später wurde er in Rio zum zweiten Mal Olympiasieger.