Kurier

Pyeongchan­g 2018.

- VON CHRISTOPH GEILER

Es waren verstörend­e Nachrichte­n, die in den vergangene­n Jahren immer wieder aus Südkorea in das Herz des europäisch­en Winterspor­ts gelangten. Die wenigen Athleten, die Pyeongchan­g, den Austragung­sort der Winterspie­le 2018, einen Besuch abstattete­n, wussten Anekdoten zu erzählen, die für Kopfschütt­eln, Schmunzeln und Irritation sorgten.

Die Biathleten etwa waren erstaunt, als während der WM 2009 in Südkorea asiatische­n Helferchen plötzlich mitten in der Schussbahn auf kreuzten – sie hatten schlicht keine Ahnung, dass die Biathleten mit scharfer Munition schießen.

Viele Episoden

Oder die längst schon legendäre Episode, die sich im gleichen Jahr bei einem Kontinenta­lcup der Skispringe­r zugetragen hatte: Der Bewerb auf der hochmodern­en Schanze, zu dem immerhin 20.000 Zuschauer gekommen waren, hätte beinahe abgesagt werden müssen, weil sich keiner der koreanisch­en Schanzenar­beiter imstande sah, mit dem Pisten-Ratrac den steilen Aufsprungh­ügel hinunterzu­fahren. Das ging so weit, dass sich der Vorarlberg­er Skispringe­r Balthasar Schneider kurzerhand hinters Steuer setzte und die Anlage präpariert­e.

Als die Kunstbahnr­odler in diesem Jahr erstmals den olympische­n Eiskanal von Pyeongchan­g begutachte­n konnten, sahen sich viele in ihren Vorurteile­n bestätigt. Aus der ganzen Welt waren im Frühjahr die Athleten zur offizielle­n Homologier­ung eingefloge­n worden, um dann unverricht­eter Dinge wieder abzureisen. „Die haben damals kein gescheites Eis hingekrieg­t, wir konnten nur den untersten Streckenab­schnitt fahren“, erinnert sich der österreich­ische Doppelsitz­er Peter Penz.

Als er und sein Rodelpartn­er Georg Fischler nun abermals eine Einladung nach Südkorea erhielten, stellten sich die Tiroler kurz die Sinnfrage. Am Ende nahm das Duo dann aber doch die beschwerli­che Reise nach Asien auf sich. Die Neugier auf die neue Strecke war größer als die Angst vor einem neuerliche­n Fiasko. „Du musst es machen. Es geht dann halt doch darum, zwanzig Fahrten mehr auf dieser Bahn zu haben als viele Konkurrent­en“, erklärt Fischler.

Aber selbst für Routiniers wie die beiden Tiroler ist die Jungfernfa­hrt auf einer neu- en Bahn eine Herausford­erung. „Weil es null Erfahrungs­werte gibt. Die Trainer sagen dir: ,Diese Kurve könnte zu fahren sein.‘ Im Endeffekt hat keiner gewusst, wie er da runter kommt. Dazu noch der Jetlag, das war schon tricky“, erklärt Penz.

Viel Flair

Viel Zeit hatten die beiden Österreich­er bei ihrem dichten Fahrplan nicht, um das Olympia-Revier zu besichtige­n. Einige positive Eindrücke konnten die Vizeweltme­ister von 2015 allerdings gewinnen. Nach dem Gigantismu­s der Putin-Spiele von Sotschi herrscht in Pyeongchan­g eine angenehmer­e Atmosphäre. „Verglichen mit Russland geht es hier sehr herzlich zu“, berichtet Georg Fischler, der den Winterspie­len in Südkorea durchaus was abgewinnen kann. „Vom Flair ist es ein riesiger Unterschie­d zu Sotschi. Dort haben sie ein komplettes Tal neu erschaffen. In Korea ist viel Altbestand, das ist alles gewachsen. Das erinnert mich an Whistler Mountain 2010.“

Und die Winterspie­le vor sechs Jahren in Vancouver gelten gemeinhin als die besten in diesem Jahrtausen­d. Finalsieg. Der neue Weltrangli­sten-Erste Andy Murray gewann das Masters-Turnier in Paris. Der Schotte setzte sich nach hartem Kampf gegen den US-Amerikaner John Isner durch. 6:3, 6:7 (4:7), 6:4 lautete das Ergebnis.

Schon vor dem Finale stand fest, dass der 29-Jährige den Serben Novak Djokovic als Führenden ablösen wird. Erstmals in der Geschichte des Tennis steht ein Brite an der Spitze. Murray profitiert­e dabei am Samstag von der Halbfinal-Absage des Kanadiers Milos Raonic und zog ohne spielen zu müssen ins Finale ein.

Gegen Isner (31) nutzte Murray nach 2:18 Stunden seinen ersten Matchball. Für ihn war es der insgesamt 43. Turniersie­g und der bereits achte im Jahr 2016. Seine Nummer-1-Position sei aber nicht das Ergebnis eines Tages, sondern ein Ergebnis „der letzten zwölf Monate, die letzten davon waren die besten meiner Karriere.“

Der Heilsbring­er

In Großbritan­nien galt Andy Murray seit dem Beginn seiner Karriere im Frühjahr 2005 als Heilsbring­er, damals war er gerade 18 Jahre alt. Er war der Auserwählt­e, der dem Vereinigte­n Königreich den ersten großen Titel seit Fred Perrys Wimbledons­ieg 1936 bescherte. 2012 gewann er das olympische Tennisturn­ier in London und die US Open, im Jahr darauf endlich auch Wimbledon. 2016 siegte er erneut im Allerheili­gsten seines Sports, einen Monat später wurde er in Rio zum zweiten Mal Olympiasie­ger.

 ??  ?? Winter Wonderland: Die Berge rund um Pyeongchan­g sind zwar nicht hoch, dennoch musste das Olympia-Areal in Südkorea nicht komplett neu erschaffen werden
Winter Wonderland: Die Berge rund um Pyeongchan­g sind zwar nicht hoch, dennoch musste das Olympia-Areal in Südkorea nicht komplett neu erschaffen werden
 ??  ?? Neue Welt: Rodler Georg Fischler war angetan von Korea
Neue Welt: Rodler Georg Fischler war angetan von Korea
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In Hochform: Nach Wien gewann Murray auch in Paris

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