Mit der Zahl der Waffen steigen die Zwischenfälle
Kriminalsoziologe hält einen leichteren Zugang zu Waffen für den falschen Weg
Eine Studie der Medizinischen Universität New York hat sich mit dem Waffenbesitz und dessen tödlichen Folgen in 27 Staaten beschäftigt. Berücksichtigt wurden dabei Unfälle genau so wie Verbrechen und Selbstmorde. Spitzenreiter im Länder-Ranking sind die USA mit 88,8 Feuerwaffen pro hundert Einwohner und einer Opferrate von 10,2 Toten (pro 100.000 Einwohner und Jahr). Österreich liegt mit 30,4 Feuerwaffen pro 100 Einwohner und 2,94 Toten pro 100.000 Einwohner und Jahr an sechster Stelle der Tabelle. Walter Hammerschick vom Wiener „Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie“(IRKS) hat sich mit der Studie und dem Thema beschäftigt. KURIER: Würden Sie sagen, wir leben in Österreich aufgrund der Waffenbesitze gefährlich? Hammerschick: Es ist nur ein kleiner Prozentsatz der Österreicher bewaffnet, und deshalb sehe ich derzeit noch keine besonderen Gefahren. Generell zeigt die zitierte Studie aber, dass es dort, wo viele Waffen in Privathaushalten vorkommen, auch eine höhere Zahl an Zwischenfällen gibt. Wir alle kennen Meldungen vor allem aus den USA, dass zum Beispiel Kinder mit Schusswaffen im Elternhaus hantieren und dabei jemand getötet oder schwer verletzt wird. Es muss nicht immer ein Verbrechen sein, Unfälle oder Suizid gehören auch zu diesen tragischen Ereignissen. In Österreich soll das Waffengesetz novelliert werden. Jeder Polizist wäre dann dazu berechtigt, in der Freizeit eine Waffe zu tragen. Was sagen Sie dazu?
Ich verstehe das Innenministerium nicht, wenn das tatsächlich mit der erhöhten Terrorgefahr begründet wird. Was könnte ein einzelner Polizist, der dann vielleicht in seiner Freizeit in eine entsprechende kritische Situation kommt, mit einer Waffe ausrichten? Und selbst wenn man sich Einsatzvorteile durch eine Bewaffnung von Polizisten in ihrer Freizeit erwarten würde, gäbe es andere Lösungsmöglichkeiten. Welche?
Wenn es das Ziel ist, Polizisten für konkrete Bedro- hungen und Gefahrensituationen schneller im Einsatz zu haben, könnte man zeitlich begrenzte Ausnahmeregelungen treffen, in denen etwa die Waffenbesitzkarte eines Polizeibeamten als Waffenpass gilt. Die Gefahrenlagen wären dann vom Innenministerium festzustellen. Einem Polizisten sollte man zumindest die Zuverlässigkeit und den sorgsamen Umgang mit der Waffe zutrauen, oder?
Grundsätzlich ja, aber auch ein Polizist ist nur ein Mensch und der kann genau so in Lebenssituationen kommen, die er nicht beherrscht. Auch dazu gibt es Beispiele. Es kann sich auch niemand von einem Polizisten in der Freizeit dieselbe Aufmerksamkeit wie im Dienst erwarten, zudem sind Polizisten im Dienst selten alleine unterwegs. Sie meinen, dass mehr Waffen auch ein größeres Risiko für die Gesellschaft bedeuten?
Ich sehe kein vernünftiges Argument dafür, dass mehr Waffen in Privathaushalten mehr Sicherheit bedeuten könnten. Ich bin kein strikter Waffengegner, aber ich halte eine strenge Handhabung und entsprechende Gesetze für notwendig.