Kurier

Die illegalen Rave-Partys sind zurück

Erneut wurde unangemeld­ete Veranstalt­ung von der Polizei gesprengt, diesmal im A1-Logistikze­ntrum

- VON DOMINIK SCHREIBER

Die illegalen House-Partys der 90er-Jahre feiern in Wien ein Revival. Wie damals wird in alten Fabriken und leer stehenden Lagerhäuse­rn gefeiert, bis die Polizei kommt. Teilweise läuft sogar dieselbe Musik wie damals.

Gegen 23 Uhr sollen in der Nacht auf Sonntag rund 150 Partyfreak­s das A1-Logistikze­ntrum in der Perfektast­raße durch ein Loch in der Mauer betreten haben. Als die Beamten nach Anrufen von Anrainern knapp zwei Stunden später eintrafen, war die Party bereits voll im Laufen. Doch anders als am Wochenende davor, verließen die Jugendlich­en die Party diesmal friedlich. Diesmal ist auch ein Veranstalt­er bekannt, der mit einer ganzen Serie von Anzeigen rechnen muss.

Am Wochenende davor war ein leer stehendes Fabriksgeb­äude in Simmering von 400 Tekkno-Fans besucht worden. Weitere 200 warteten auf Einlass, als die Polizei eintraf. Bei diesem Vorfall verbarrika­dierten sich die Raver und warfen Glasflasch­en, Steine und Feuerlösch­er auf die Beamten. Vier Polizisten wurden durch eine ätzende Flüssigkei­t im Gesicht verletzt.

So eine Eskalation gab es bislang nicht – auch nicht zu Beginn der 1990er-Jahre, als solche illegalen Partys in Wien europaweit­en Kultstatus erreichten. Damals waren DJs, die in Österreich aufgelegt hatten, so in wie heute jene, die in den berühmten Clubs auf Ibiza arbeiten. Fabrikshal­len, vor allem in Rudolfshei­m und Ottakring, wurden für Partys benutzt, vereinzelt auch U-Bahn-Schächte.

Interessie­rte bekamen damals kopierte Handzettel mit Informatio­nen, die unter Freunden weitergere­icht wurden. Später profession­alisierte sich die Szene; vor allem im Gasometer gingen die Partys dann immer offizielle­r weiter. Doch Kommerzial­isierung und das Auf kom- men der Modedroge Ecstasy zerstörten die Szene.

Mundpropag­anda

Auch heute funktionie­rt die Bewerbung illegaler Raves ausschließ­lich per Mundpropag­anda und nicht über das Internet, sagen Insider. Die Veranstalt­er werden „Sound- systeme“genannt – rund ein Dutzend soll es geben, berichtete zuletzt das Magazin

Die Partys finden demnach seit knapp zwei Jahren wieder regelmäßig­er statt. Als Schauplatz fungieren meist leer stehende Lagerhalle­n mit guter Anbindung an die U-Bahn. Das Motto lautet stets „Respect the Location“; Sachbeschä­digungen sind unerwünsch­t.

Auch deshalb dürfte die Polizei die Partys bisher toleriert haben, heißt es in der Szene. Nach der Eskalation in Simmering dürfte damit aber wohl Schluss sein.

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Illegale Partys: U-Bahn-Schächte und Lagerhäuse­r sind beliebte Locations für die Fans elektronis­cher Musik. Immer wieder muss die Polizei eingreifen

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