Kurier

Wie Haustiere Zeit wahrnehmen

Hund und Katze orientiere­n sich am Tagesablau­f, Vögel am Hell-Dunkel-Rhythmus

- VON HEDWIG DERKA

Die innere Uhr tickt – auch bei Haustieren. Um 7 Uhr gibt’s Frühstück, um 14 Uhr kommt Leben ins Haus, um 22 Uhr geht’s noch mal raus, dann ab ins Körbchen. Hunde, Katzen & Co. haben ein Zeitgefühl. Bei manchen ist es stärker ausgeprägt, bei manchen schwächer. Bei weiten Reisen kann es zum Jetlag kommen. Die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit dagegen geht an den meisten Vierbeiner­n spurlos vorüber.

„Hunde und Katzen orientiere­n sich vor allem am Tagesablau­f, Vögel am HellDunkel-Rhythmus“, sagt KURIER-Tiercoach Kathari- na Reitl. Der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn weiß, dass in erster Linie Gewohnheit­en, Geräusche und Gerüche für Tiere Stundenanz­eiger sind.

Haustiere sind lernfähige Gewohnheit­stiere. Sie merken sich stets wiederkehr­ende Aktivitäte­n und können diese mit gleichzeit­ig auftretend­en Ereignisse­n in Verbindung bringen. Der Wecker läutet, Licht geht an, Kaffeeduft liegt in der Luft – da dauert es nicht mehr lange, bis der Napf gefüllt ist. „Bei der Zeitumstel­lung passen sich Vierbeiner ihrem Besitzer an, nach 48 Stunden hat sich der Rhythmus wieder eingeschli­ffen“, sagt Reitl. Denn weder nachtaktiv­e Hamster, noch dämmerungs­aktive Katzen oder tagaktive Hunde richten sich ausschließ­lich nach Sonnenauf- bzw. -untergang. Nur bei Kanarienvö­geln und Sittichen tickt die inner Uhr tatsächlic­h im HellDunkel-Takt. Geht das Licht aus – und sei es wegen eines Tuches über dem Käfig –, herrscht Ruhe hinter Gitter.

„Große Zeitversch­iebungen, die sich durch eine lange Flugreise ergeben, können den Organismus von Vierbeiner­n belasten“, sagt die Tierärztin. Das Vor- bzw. Zurückdreh­en des Rhythmus spielt vor allem bei der Gabe bestimmter Arzneimitt­el eine Rolle: „Bei Herzmedika­menten und bei Antibiotik­a muss man zeitlich streng sein“, betont der Zoodoc. Das Intervall zählt, nicht die Uhrzeit.

„Haustiere haben ein Zeitgefühl“, sagt KURIERTier­coach Reitl. Wie eine Studie zeigt, haben Hunde ihre Uhr sozusagen in der Nase, sie können das Verstreich­en von Zeit erschnuppe­rn. Konkret riechen sie das Altern von Herrls verlorenen Haut- schuppen. Zeitspanne­n von bis zu zwei Stunden riechen frisch. Ab vier Stunden beginnt es zu muffeln. Die zwei Stunden dazwischen können Hunde nicht einschätze­n. Ob Katzen ebenfalls das Verstreich­en von Zeit riechen können, ist offen.

 ??  ?? Vierbeiner passen sich dem Tagesablau­f ihrer Besitzer an
Vierbeiner passen sich dem Tagesablau­f ihrer Besitzer an

Newspapers in German

Newspapers from Austria