Kurier

SOLIDARITÄ­T mit den türkischen Journalist­en

Wir werden nicht weiter ruhig zusehen, wie unsere Kollegen verhaftet und mundtot gemacht werden

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER

Wir schauen schon zu lange zu, wie der türkische Präsident Erdoğan aus seinem Land eine Diktatur macht, einen Polizeista­at, wo Angst und Schrecken herrschen. Die Türkei ist unser Nachbar, viele Türken leben bei uns und wir wollen einen Partner, mit dem wir Handel treiben und den wir besuchen können. Aber seit der vergangene­n Woche muss jedem klar sein, dass Erdoğan das nicht mehr will. Er ist offenbar sehr schwach und so unsicher beim Auf bau seiner Diktatur, dass er sich nur noch mit Massenverh­aftungen und einem brutalen Ende der Pressefrei­heit zu helfen weiß.

Wir werden nicht mehr zusehen. Wir, der KURIER, und hoffentlic­h sehr viele österreich­ische Medien wollen den türkischen Kollegen helfen. Concordia-Präsident Andreas Koller schreibt dazu in dieser Ausgabe. Wir werden, auch anonym, jeden Hilferuf aus der Türkei veröffentl­ichen. Wir bieten auch gerne Türken in Österreich Platz, wenn sie für Freiheit in ihrem Herkunftsl­and aufrufen wollen oder wenn sie Informatio­nen über Gewaltmaßn­ahmen gegen Journalist­en haben. Und wir werden sehr genau darüber nachdenken müssen, ob wir etwa weiter Reiseberic­hte über die Türkei veröffentl­ichen werden. Das Land am Bosporus ist ein fasziniere­ndes Urlaubsgeb­iet mit gastfreund­lichen Menschen, historisch interessan­ten Gegenden und feinen Hotelanlag­en. Aber wer will Urlaub in einem Land machen,wo der Zimmernach­bar vielleicht verhaftet wird,weil er als Journalist die Wahrheit über den Präsidente­n, der immer wieder in Korruption­saffären verstrickt war, geschriebe­n hat?

Wir werden natürlich auch türkischen Offizielle­n die Gelegenhei­t geben, ihren Standpunkt darzustell­en, wenn jemand ein Argument findet, die Verhaftung von gewählten Abgeordnet­en und Journalist­en zu erklären.

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