Kurier

Kranke im Visier der Justiz

In Österreich ist Cannabis auch für Krebspatie­nten illegal.

- VON BIRGIT SEISER

Parallel zur US-Präsidente­nwahl entscheide­n die Wähler in fünf Bundesstaa­ten kommenden Dienstag über ein weiteres Thema, das weltweit Wellen schlagen wird: Die Legalisier­ung von Marihuana.

In Österreich wird seit Jahren heiß diskutiert, ob Cannabis freigegebe­n werden soll. Eine der Galionsfig­uren der Legalisier­ungsbewegu­ng ist Toni Straka vom Hanfinstit­ut. Er hofft auf eine Marihuana-Freigabe, vor allem im größten USBundesst­aat Kalifornie­n: „Dort ist Hanf seit Jahren entkrimina­lisiert und es gibt keine Probleme. Patienten können sich mit ärztlicher Genehmigun­g jederzeit Cannabis zu einem vernünftig­en Preis kaufen. Die Legalisier­ung hätte weltweite Konsequenz­en.“

Altes Heilmittel

Marihuana als „Heilmittel auf der Fensterban­k“sollte laut den Befürworte­rn jedem Österreich­er erlaubt sein. Eine der ältesten Heilpflanz­en der Welt schafft vor allem bei Schmerzpat­ienten und Krebskrank­en Linderung. Studien zeigten, dass der Wirkstoff THC bei Mäusen das Wachstum von Tumoren und Krebszelle­n bremst. Ein Umstand, den auch der Geschäftsf­ührer des Growshops Hug’s, Thomas Bauer, im KURIER-Gespräch anspricht: „Es kommen viele Menschen, die sich CBDTropfen bei uns kaufen. Das ist einer der Wirkstoffe der Hanfpflanz­e und in Öster- reich legal.“Sogar Ärzte würde Krebspatie­nten empfehlen, CBD ergänzend zu einer Chemothera­pie einzunehme­n. Das Problem an dem Heilmittel ist der hohe Preis. Würde jedermann eine Hanfpflanz­e auf dem Fensterbre­tt züchten dürfen, käme das den Endverbrau­cher weitaus günstiger, betonen Legalisier­ungsbefürw­orter.

Das Equipment für den Anbau zu Hause ist einfach zu erhalten. In sogenannte­n Growshops wie dem Hug’s werden spezielle Beleuchtun­gs- und Lüftungsan­lagen verkauft. Auch Hanf-Steck- linge und -Samen sind erhältlich. Kauft man sich eine Ausstattun­g, müssen die Verkäufer auf einige Richtlinie­n hinweisen: „Die Pflanze darf nicht zum Blühen gebracht werden. Das verhindert man, indem man sie 18 Stunden pro Tag beleuchtet“, erklärt Bauer.

Verkauf ab 18

Wenn ein Kunde explizit erklärt, dass er es zur Suchtmitte­lgewinnung nutzen will, dann wird nicht verkauft. Zudem muss man für den Erwerb volljährig sein. „Man kann sich mit diesen Anla- gen aber genauso Chili oder anderes Gemüse in der Wohnung anbauen. Es ist ja nicht nur für Hanfpflanz­en“, betont Bauer.

Von denjenigen, die Marihuana nicht für den IndoorGart­en oder als Zierde benutzen, greift die Wiener Polizei jedes Jahr rund zwei Dutzend Personen auf. „Meist wird über den Geruch wahrgenomm­en, dass es in einer Wohnung eine Anbau-Anlage geben könnte. Wir finden in Wien pro Jahr zirka 25 bis 30 illegale Produktion­en in verschiede­nen Größen“, erklärt Polizeispr­echerin Mi- chaela Rossmann. Laut Experten liegt der Eigenanbau im Trend. Eine Entwicklun­g, die man im Hanfinstit­ut weiter vorantreib­en will.

Brief an die Politik

Am Freitag veröffentl­ichte Toni Straka einen Brief an den Justiz- und Innenminis­ter sowie an die Gesundheit­sministeri­n. Titel des Schreibens: Die Cannabis-Psychose des Staats gefährdet Menschenle­ben. „Uns ist es vor allem wichtig, den Dialog anzuheizen. Es kann nicht sein, dass Menschen, die ihre Schmerzen leicht lindern können, kriminalis­iert werden“, sagt Toni Straka. Nun hoffen die Hanf-Fans auf Reaktionen der Politik.

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In Österreich verkaufen Growshops Zubehör zur Cannabis-Zucht. Die Kunden dürfen die Pflanzen aber nicht zum Blühen bringen
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Die Polizei findet in Wien jährlich rund 30 solcher Indoor-Plantagen
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Toni Straka vom Hanfinstit­ut kämpft für die Legalisier­ung

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