Unternehmer eine Million abgeluchst
Prozess. Unter der Vortäuschung lohnender Geschäfte in der Türkei soll eine 69-jährige Wienerin gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann einem pensionierten HTL-Lehrer und Unternehmer über eine Million Euro herausgelockt haben. Dem 77-jährigen Akademiker, der einen auf Arbeitsschutz spezialisierten Betrieb leitete, wurde vorgegaukelt, das türkische Militär wäre an seinen Desinfektionsmitteln interessiert. Das Opfer wurde sogar nach Istanbul gelockt, für eine Nacht in einem sündteuren Hotel untergebracht und einem vorgeblich ranghohen Beamten vorgestellt. Dass das Ganze eine Inszenierung war, dämmerte dem Wiener erst, als es zu spät war. Mittlerweile musste das Unternehmen, das die Ehefrau des 77-Jährigen gegründet hatte, Konkurs anmelden.
„Im Nachhinein gesehen war ich zu gutgläubig. Oder verrückt“, erklärte er am Donnerstag als Zeuge beim Betrugsprozess gegen die 69-Jährige im Wiener Landesgericht.
Für den anhaltenden Finanzbedarf wurden dem Firmenbesitzer abenteuerliche Geschichten aufgetischt. Einmal hieß es, ein Geschäftspartner in spe habe den türkischen Gesundheitsminister geohrfeigt und müsse nun aus der Haft freigekauft werden. Dafür zahlte der 77-Jährige 30.000 Euro. Dem Mann wurden auch gefälschte Unterlagen vorgelegt, die etwa suggerierten, die mutmaßlichen Betrüger hätten mit dem damaligen Ministerpräsidenten Abdullah Gül zu Abend gegessen.
Ganz in Schwarz
Nach dem Tod ihres Mannes erschien die Angeklagte schluchzend und in Schwarz gekleidet bei ihrem Opfer und ersuchte um weitere 13.000 Euro, um den Leichnam ihres in der Türkei verstorbenen Mannes in die Heimat bringen zu können. In Wahrheit war dieser in Wien gestorben. Die Angeklagte (Verteidigung Philipp Wolm) bekannte sich nicht schuldig, ihr Mann habe alles Geschäftliche erledigt. Das nicht rechtskräftige Urteil: zweieinhalb Jahre Haft. „Er wurde ausgenommen, wie eine Weihnachtsgans“, sagte der Richter.