Die WM rückt in weite Ferne
Österreichs Nationalmannschaft (Teamchef Koller) unterlag Irland in der WM-Qualifikation in Wien mit 0:1.
Der Weg nach Russland ist nach dem 0:1 gegen Irland (siehe Seiten 26, 27) sehr, sehr weit geworden. Denn gegen hart verteidigende Iren fehlte nicht nur der Plan, sondern in entscheidenden Momenten auch das Glück. „I still haven’t found what I’m looking for“, spielte es nach Spielende im Stadion. Bono von der irischen Band U2 singt es, das ÖFB-Team kann ein Lied davon singen. Vom Glück, das sie suchen, aber derzeit nicht finden.
„Wir können es derzeit nicht erzwingen“, meinte Kapitän Julian Baumgartlinger. Weil man die Chancen nicht nutze. „Das zieht sich schon durch die letzten Spiele. Wenn du nicht effizient bist, kannst du auf diesem Level nur schwer bestehen.“Marko Arnautovic versuchte wie seine Kollegen alles – vergeblich. „Fakt ist, dass wir die Chancen nicht verwertet haben. Und dass wir keine Lösungen gefunden haben.“
Ernüchterung nach dem Aufschwung
Fast genau auf den Tag vor fünf Jahren spielte Österreichs Nationalteam erstmals unter der Leitung von Marcel Koller. Der Schweizer war von der Öffentlichkeit mit Skepsis begrüßt worden.Was folgte, war für viele kaum nachvollziehbar: Die erste Qualifikation unter dem pedantischen Teamchef wurde noch knapp verpasst. Die zweite war erfolgreich. Angesichts der EM-Qualifikation brach rund um Koller und seine Spieler gar Euphorie aus.
Die Teamspieler sehen die Leistungen realistisch und können deswegen die Erwartungshaltung und den aktuellen Frust der Fans nicht ganz verstehen. Martin Harnik sagt: „Wir haben uns die EURO hart erarbeitet, aber es war auch das nötige Glück auf unserer Seite. Das darf man nicht vergessen.“
2016 aber war das Jahr der Ernüchterung. Es gab drei Siege – Albanien, Malta und Georgien zählen freilich nicht zu den Topadressen im europäischen Fußball. Es gab drei frustrierende Auftritte bei der EM-Endrunde. Es gab einen ernüchternden Start in die WMQualifikation mit einem Sieg gegen Georgien, einem Remis gegen Wales und Niederlagen gegen Serbien sowie jetzt gegen Irland.
Das zeigt auch Wirkung beim Teamchef. Koller sagt: „Wenn man verliert, ist es klar, dass der Trainer in Frage gestellt wird. Auch ich hinterfrage, was ich gemacht habe, und suche nach Lösungen und Verbesserungen.“
Nun müssen Ergebnisse her, am besten wieder in der WM-Qualifikation. Die Spieler glauben an die letzte Chance. „Rechnerisch ist noch alles möglich“, macht Baumgartlinger Mut. „Wenn wir die restlichen sechs Spiele gewinnen. Damit müssen wir gegen Moldau nächstes Jahr beginnen.“
Gegen Irland war das Happel-Stadion ausverkauft. Die Tickets für den Jahresabschluss am Dienstag gegen die Slowakei gibt es im Sonderangebot zu fünf Euro. Österreich hat in diesem Jahrzehnt erst einen letzten November-Test gewinnen können – vor drei Jahren, beim 1:0 gegen die USA.