Gespür für Schnee
Pistenkilometern sind und diese via App dokumentieren.
Es gibt Skihelme, bei denen Höhenmeter und Geschwindigkeit im Visier eingeblendet werden. Mir persönlich wäre speziell an nebeligen Tagen eine GPSFunktion lieber. Gibt es nicht. Zu gefährlich, weil das GPS in den Bergen noch zu ungenau ist. Man könnte ja blindlings in eine Skihütte knallen oder über den Abhang stürzen, weil man mit Tunnelblick aufs Navi unterwegs ist. So wie jene, die angeblich ihrem Auto-Navi treu bis in den nächsten Gebirgsbach folgen.
Diese sonderbare Form der Technikgläubigkeit hat nichts mit der Höhenluft zu tun. Sie scheint ein globales Phänomen zu sein. Forscher spüren sie selbst in der Arktis auf. Auf der Insel Iglulik. Dort, wo Inuit einst ohne Karte und Kompass durch die arktische Einöde gestampft sind – mit einem Orientierungssinn, den keine Schneeverwehung umhauen konnte.
Seit der Jahrtausendwende passieren auf der Insel im hohen Norden auffällig viele Unfälle, berichtet brand eins. Die Jungen verlieren das Gespür für den Schnee. Sie lassen sich von satellitengesteuerten Routenplanern auf dünnes Eis führen, übersehen herannahende Gefahren.
Das kann dem Städter beim Eislaufen im Wiener Rathauspark nicht passieren. Auf der schon eröffneten 4500 Quadratmeter großen Fläche des Eiszaubers gibt es sicher mehr Hinweisschilder als in der ganzen Arktis.
simone.hoepke@kurier.at