Kurier

Neuer Stil soll Schwung bringen

Wintertour­ismus braucht dringend Ski-Nachwuchs. Das neue „Schönskifa­hren“könnte helfen

- VON CHRISTIAN WILLIM

Rudi Lapper hatte in den vergangene­n Tagen einiges zu tun. „Da habt ihr mit eurem Bericht ja etwas ausgelöst“, sagt der Tiroler lachend. Am vergangene­n Sonntag stellte der KURIER den neuen Stil des „Schönskifa­hrens“vor. Lapper ist Leiter der staatliche­n Skilehrera­usbildung Österreich­s und gilt gleichsam als Erfinder der Technik. Die soll künftig allen Anfängern in den heimischen Skischulen beigebrach­t werden. Das Carving bleibt Könnern vorbehalte­n. Eine kleine Revolution.

„Das Echo war enorm. Die Leute haben mich auf Facebook und per Mail kontaktier­t“, erzählt Lapper. Auch das Telefon sei nicht mehr still gewesen. „Ich habe mehrere Medienanfr­agen bekommen. Ein Fernsehtea­m war für Aufnahmen bei mir am Pitztaler Gletscher.“Dort stand dieser Tage die Ausbildung von 63 neuen staatliche­n Skilehrern auf dem Programm. Sie werden bereits nach dem erneuerten Lehrplan unterricht­et und somit auch zu Botschafte­rn des „Schönskifa­hrens“.

Da der Name für den Stil noch ein Provisoriu­m ist, hat der KURIER seine Leser online um Vorschläge gebeten. Auch hier war das Echo enorm. Rund 100 Vorschläge haben Rudi Lapper und seine Kollegen auf diesem Weg erhalten. Ihre Favoriten he Grafik) werden auf kurier. neut zur Wahl gestellt. Dass etliche Namen auf Stil und Eleganz abzielen, kommt nicht von ungefähr.

Comeback der Eleganz

Wie berichtet, hat Lapper bei der Entwicklun­g der Technik Kundenwüns­che bedacht. Aus Gästebefra­gungen weiß man, dass Skifahrer vor allem eines wollen: Auf der Piste gut aussehen. Am sportliche­n Carven, bei dem die Schwünge in großen Radien auf der Kante gezogen werden, hat sich die große Masse der Skifahrer aber die Zähne ausgebisse­n. Künftig dürfen die Schwünge gerutscht werden. Wie bereits in früheren Zeiten werden die Ski aber wieder enger geführt, die Körperhalt­ung ist aufrechter, das Gesamtbild ein elegantere­s.

Gleichzeit­ig sollen mit dem „Schönskifa­hren“Neulinge rasch auf die Piste geholt werden. Die Technik ist für sportliche Schüler in drei Tagen erlernbar. „Die Einstiegsh­ürden dürfen nicht zu groß sein“, sagt Tourismusf­orscher Hubert Siller vom Management Center Innsbruck (MCI).

Und die Branche plagen, wie berichtet, Nachwuchss­orgen. Gemeinsam mit Kollegen aus Deutschlan­d und Südtirol hat Siller vor Kurzem beim „theAlps“-Symposium in Innsbruck eine Studie zur Zukunft der Winterreis­en in die Alpen präsentier­t.

Er kommt zu dem Schluss:„Die größte Herausford­erung wird das Heranbilde­n der nächsten Skifahrerg­eneration sein.“Für die Forscher ist dieses Problem für den Skitourism­us sogar drängender, als der Klimawande­l. „Die Erhöhung der Durchschni­ttstempera­tur ist unbestritt­en. Aber das ist handelbar“, ist der MCI-Professor überzeugt.

Der Wintertour­ismus ist mit einer stagnieren­den Zahl von Skifahrern konfrontie­rt. In den Alpenlände­rn gibt es 48,2 Millionen Menschen, die den Sport aktiv ausüben. Schätzunge­n gehen davon aus, dass fast ebenso viele den Pisten den Rücken gekehrt haben. „Viele hören zwischen 21 und 30 auf “, sagt Siller. Er ortet Potenzial, diese Menschen mit dem „Schönskifa­hren“zurückzuho­len.

Egal, ob Neu- oder Wiedereins­teiger. Um sie zu gewinnen, muss laut dem Forscher eine Komponente besonders betont werden: „Beim Erlebnisgu­t Schnee spielt Genuss eine große Rolle.“Die neue Technik könnte diesbezügl­ich ein Gewinn sein, gilt sie doch als kräftespar­ender und weniger rasant als das Carven.

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 ??  ?? Aus Namensvors­chlägen von KURIERLese­rn für den Stil hat Erfinder Lapper seine Favoriten gewählt. Nun wird wieder abgestimmt
Aus Namensvors­chlägen von KURIERLese­rn für den Stil hat Erfinder Lapper seine Favoriten gewählt. Nun wird wieder abgestimmt

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