Es wird ein Wein sein …
Weintaufen sind für mich ein schöner Bestandteil des Arbeitsjahres. Natürlich sind es andere Taufen als die von Kindern, die ich sehr gerne und in großer Zahl halte. Es sind Segnungen, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön. In diesen Tagen bin ich diesbezüglich gefordert: Mehrere Winzer und ihre Freunde haben mich eingeladen, mit ihnen zu danken. Ein gemeinsames Dankesagen und Beten kann nicht falsch sein. Die Berufsgruppe der Winzer hat es zwar nicht wie die Bäcker in das Vater Unser geschafft, wo wir ausdrücklich um das tägliche Brot bitten, aber bei jeder katholischen Messfeier wird die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit gewertet: „Gepriesen bist du Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt. Du schenkst uns den Wein, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen diesen Kelch vor dein Angesicht, damit er uns der Kelch des Heiles werde. Gepriesen bist du, Herr, unser Gott!“
… zur Freude geschaffen
In jeder heiligen Messe stehen Brot und Wein stellvertretend für all das menschliche Schaffen aus den Gaben der Natur. Landwirte und Winzer wissen dies besonders zu schätzen: Sind doch sie es, die unmittelbar von der Unberechenbarkeit des Wetters abhängig sind. Durch die heurigen Unwetter sind im Burgenland und in der Steiermark leider teils dramatische Einbußen zu beklagen. Für meine Wiener und niederösterreichischen Winzer war es Großteils ein Glücksjahr. Die Gedenktage des hl. Martin und des hl. Leopold in Dankbarkeit zu begehen ist eine gute Tradition. Bundesweinkönigin Christina hat die ehrenwerte Aufgabe übernommen, Botschafterin des Weines zu sein. Bei zig Terminen erfüllt sie diesen Dienst hervorragend. Ob in Jedenspeigen bei der niederösterreichischen Landesweintaufe, im Stadtweingut am Cobenzl, in Mauerbach, bei der Polizeiweintaufe in den Sophiensälen oder beim bekannten Anton Bauer in Feuersbrunn – immer geht es darum, Gott Dank zu sagen und ihn zu loben. Und darum zu bitten, dass die Frucht unserer Hände Menschen in ihrem Dasein diene. „Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde! Frohsinn, Wonne und Lust bringt Wein, zur rechten Zeit und genügsam getrunken.“Der biblische Weisheitslehrer Jesus Sirach wusste es schon vor über 2200 Jahren. Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan.
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