Der große Glanz der Abschlussparty
Novak Djokovic will in London zurück auf den Thron
Dominic Thiem wird es wohl heute zum ersten Mal erleben, dieses Gefühl, empfangen zu werden wie ein Weltstar. Viel glanzvoller hätte Elvis nicht auftreten können: In der Londoner O2-Arena bekommt die Crème de la Crème des Tennissports die Aufmerksamkeit. Mit riesigen Showeffekten werden heute (15 Uhr, MEZ) auch Novak Djokovic und Dominic Thiem einmarschieren. Mit Musik, Nebel und sonstigem Allerlei, in London lässt man sich nicht lumpen. „Ich habe schon gehört, dass das alles sehr eindrucksvoll ist“, sagt Dominic Thiem.
Nebel hin, Musik her: In London geht es auch um die Poleposition im HerrenTennis. Erst vor einer Woche hatte Andy Murray den Serben Djokovic abgelöst. Der zeigte sich als fairer Verlierer und twitterte: „Congratulations @andy_murray. Er hat es sich verdient. Ich freue mich, mit ihm beim selben Turnier zu sein.“
Da kann der 29-Jährige seinem gleichaltrigen Kollegen die Nummer 1 wieder abluchsen. Die ATP-Weltrangliste ist etwas trügerisch: Da führt Murray noch mit 405 Punkten Vorsprung. Aber nächste Woche fallen dem Schotten die Punkte vom Daviscup-Sieg im Vorjahr raus (275). In London gibt es schon allein für jeden Vorrundensieg 200 Punkte (auch sehr gut für Thiem, der damit von Platz neun aus weit nach vorne kommen kann). Vorneweg: Djokovic kann wieder Nummer eins werden, wenn er den Titel ungeschlagen oder mit nur einer Niederlage in der Gruppe „Ivan Lendl“gegen Thiem, Milos Raonic und Gaël Monfils holt. Auch wenn ihm im Finale Murray gegenübersteht. Der Rest ist Theorie.
Wirft man einen Blick zurück, ist „Nole“der Favorit. Er siegte zuletzt vier Mal in Folge in London, insgesamt fünf Mal. Und seit 2011 setzte es nur eine Niederlage, im Vorjahr unterlag er in der Gruppenphase Roger Fede
rer, bei dem er sich ein paar Ta- ge später im Endspiel revanchierte. Zuletzt ist es übrigens 2001 passiert, dass beim Masters die Nummer eins noch gewechselt hat: Damals nutzte der Australier Lleyton Hewitt in Sydney seinen Heimvorteil und ließ den Brasilianer Gustavo Kuerten noch hinter sich. Wenig Abwechslung In den vergangenen zwölf Jahren überwinterten nur drei Spieler als Nummer eins. Roger Federer, der Vorjahresfinalist, ist erstmals seit 2001 (!) nicht beim Masters dabei, er ist mit sechs Titeln zudem Rekordsieger. Er war fünf Mal (2004 bis 2007 und 2009) am Jahresende der Beste, Djokovic hat das Kunststück vier Mal (2011, 2012, 2014 und 2015) geschafft und Rafael Nadal drei Mal (2008, 2010, 2013). Federer – er steigt Anfang Jänner beim Hopman-Cup wieder ins Turniergeschehen ein – und der Spanier Nadal sind die großen Abwesenden in London. Und deshalb ist Novak Djokovic der einzige Teilnehmer, der das ATP-Finale schon einmal gewinnen konnte. – Mehr über das ATP-Finale, alle anderen Turniere, Hintergrundstorys, die Österreicher und Legenden lesen Sie im KURIER-Tennis-Jahrbuch (ab 6. Dezember im Handel).