Auferstanden aus den Bröseln
Marco Schwarz (21) ist im Slalom von Levi der große Hoffnungsträger / Marcel Hirscher ist krank
„Das wird ein richtig Guter.“Peter Schröcksnadel ist nicht gerade bekannt dafür, gerne Vorschusslorbeeren zu verteilen. Noch seltener passiert es, dass der ÖSV-Präsident seine Lobeshymne im Beisein des Athleten anstimmt. Zu oft sind in der Vergangenheit bereits Sportler unter der Last des Rucksacks der riesigen Erwartungen zusammengebrochen.
Marco Schwarz hingegen scheinen die Prophezeiungen nichts auszumachen. Als Peter Schröcksnadel in höchsten Tönen über ihn schwärmt („der ist körperlich super drauf “), blickt Schwarz dem Boss ins Gesicht und reckt mit einem frechen Grinser den Daumen in die Höhe.
Newcomer
So ist er eben, dieser 21-Jährige aus Radenthein. Unbefangen, aufstrebend, aufregend. Bis zu Beginn des letzten Winters hatte der Kärntner noch nie einen WeltcupSlalom beendet, eine Saison später ist er nun in Levi (10 bzw. 13 Uhr, live in ORFeins) plötzlich neben Marcel Hirscher die größte heimische Slalom-Hoffnung. Und seit gestern etwas mehr: Der Vorfahrer leidet an einer beidsei- tigen Mittelohrentzündung, sein Start ist gefährdet.
3, 3, 4, 5, 9 – das waren die beeindruckenden Kennzahlen des Kärntners in seiner ersten echten Weltcupsaison, die er auf Rang acht im Slalomweltcup beendete und die Marco Schwarz prompt den Titel „Newcomer of the Year“einbrachte. Der rasante Aufstieg von der zweiten Seite der Startliste – der 21Jährige begann die letzte Saison mit Nummern jenseits der 40 – in die erste Spalte der Ergebnisliste verblüffte. Nach den Rücktritten von Mario Matt und Benjamin Raich hatte ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher noch eine mehrjährige Durststrecke befürchtet, denn: „Unser Slalomteam hat’s zerbröselt.“
Doch die neue Slalom-Generation hat die Lücke rasch geschlossen. Wie Michael Matt (23), der mit einer Laufbestzeit aufzeigen konnte; wie Marc Digruber (28), der im vergangenen Winter gleich neun Mal in die Punkteränge fuhr; wie Christian Hirschbühl (26), der in Kitzbühel mit Startnummer 59 auf Rang sieben raste.
Marco Schwarz war zumindest von seiner Leistungsexplosion nicht überrascht. „Ich habe mir Podestplätze erhofft“, gesteht der Kärntner, der nach dem Motto fährt: „Wenn schon, dann gscheit.“
Medaillensammler
Deswegen erstaunt es auch nicht, dass der 21-Jährige auch in dieser Saison eine große Mission verfolgt. Während die meisten seiner Kollegen den WM-Start als Ziel ausgeben, spricht Schwarz ganz offen von Medaillen. „Wenn ich bei einer WM bin, dann will ich eine Medaille.“
Marco Schwarz weiß, wovon er spricht: Der Juniorenweltmeister ist ein Spezialist für große Rennen und hat eine Trophäe, um die ihn sogar Marcel Hirscher beneidet. Im Gegensatz zum Superstar ist Schwarz bereits Olympiasieger: Bei den ersten Youth Games 2012 in Innsbruck gewann er drei Goldmedaillen.