Kurier

Auferstand­en aus den Bröseln

Marco Schwarz (21) ist im Slalom von Levi der große Hoffnungst­räger / Marcel Hirscher ist krank

- VON CHRISTOPH GEILER

„Das wird ein richtig Guter.“Peter Schröcksna­del ist nicht gerade bekannt dafür, gerne Vorschussl­orbeeren zu verteilen. Noch seltener passiert es, dass der ÖSV-Präsident seine Lobeshymne im Beisein des Athleten anstimmt. Zu oft sind in der Vergangenh­eit bereits Sportler unter der Last des Rucksacks der riesigen Erwartunge­n zusammenge­brochen.

Marco Schwarz hingegen scheinen die Prophezeiu­ngen nichts auszumache­n. Als Peter Schröcksna­del in höchsten Tönen über ihn schwärmt („der ist körperlich super drauf “), blickt Schwarz dem Boss ins Gesicht und reckt mit einem frechen Grinser den Daumen in die Höhe.

Newcomer

So ist er eben, dieser 21-Jährige aus Radenthein. Unbefangen, aufstreben­d, aufregend. Bis zu Beginn des letzten Winters hatte der Kärntner noch nie einen WeltcupSla­lom beendet, eine Saison später ist er nun in Levi (10 bzw. 13 Uhr, live in ORFeins) plötzlich neben Marcel Hirscher die größte heimische Slalom-Hoffnung. Und seit gestern etwas mehr: Der Vorfahrer leidet an einer beidsei- tigen Mittelohre­ntzündung, sein Start ist gefährdet.

3, 3, 4, 5, 9 – das waren die beeindruck­enden Kennzahlen des Kärntners in seiner ersten echten Weltcupsai­son, die er auf Rang acht im Slalomwelt­cup beendete und die Marco Schwarz prompt den Titel „Newcomer of the Year“einbrachte. Der rasante Aufstieg von der zweiten Seite der Startliste – der 21Jährige begann die letzte Saison mit Nummern jenseits der 40 – in die erste Spalte der Ergebnisli­ste verblüffte. Nach den Rücktritte­n von Mario Matt und Benjamin Raich hatte ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher noch eine mehrjährig­e Durststrec­ke befürchtet, denn: „Unser Slalomteam hat’s zerbröselt.“

Doch die neue Slalom-Generation hat die Lücke rasch geschlosse­n. Wie Michael Matt (23), der mit einer Laufbestze­it aufzeigen konnte; wie Marc Digruber (28), der im vergangene­n Winter gleich neun Mal in die Punkteräng­e fuhr; wie Christian Hirschbühl (26), der in Kitzbühel mit Startnumme­r 59 auf Rang sieben raste.

Marco Schwarz war zumindest von seiner Leistungse­xplosion nicht überrascht. „Ich habe mir Podestplät­ze erhofft“, gesteht der Kärntner, der nach dem Motto fährt: „Wenn schon, dann gscheit.“

Medaillens­ammler

Deswegen erstaunt es auch nicht, dass der 21-Jährige auch in dieser Saison eine große Mission verfolgt. Während die meisten seiner Kollegen den WM-Start als Ziel ausgeben, spricht Schwarz ganz offen von Medaillen. „Wenn ich bei einer WM bin, dann will ich eine Medaille.“

Marco Schwarz weiß, wovon er spricht: Der Juniorenwe­ltmeister ist ein Spezialist für große Rennen und hat eine Trophäe, um die ihn sogar Marcel Hirscher beneidet. Im Gegensatz zum Superstar ist Schwarz bereits Olympiasie­ger: Bei den ersten Youth Games 2012 in Innsbruck gewann er drei Goldmedail­len.

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Spektakulä­r: Marco Schwarz startete richtig durch
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Selbstbewu­sst: Der Kärntner hat eine WM-Medaille im Visier

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