Kurier

Wenn Schwangere Angst vor dem Bauch haben

Krankhaft. Während der Schwangers­chaft kann eine frühere Essstörung wieder auftreten

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„Für mich war die Schwangers­chaft wie ein neunmonati­ger Kampf“, erinnert sich die US-Amerikaner­in Maggie Baumann an ihr „sich ausdehnend­es Selbst“. 20 Jahre nach der Geburt und der Ausbildung zur Therapeuti­n schrieb sie sich als Vorbild für andere Mütter ihre Geschichte von der Seele. Und prägte den Begriff „Pregorexie“, aus dem englischen Begriff für Schwangers­chaft (pregnancy) und dem Fachbegrif­f für Magersucht, Anorexie. Jede zehnte Frau hat Essstörung­en in der Schwangers­chaft, zeigt eine britische Studie. Dass nur der Babybauch eine erstmalige Essstörung verursacht, ist unwahrsche­inlich, betont die Psychologi­n Margit Hörndler und verweist auf frühere Erkrankung­en.

Sie beobachtet ein anderes Körperphän­omen: „Es gibt Fälle, wo sich der Bauch auch bei fortgeschr­ittener Schwangers­chaft nicht zeigt. Es gibt Frauen, die unbemerkt ein Baby auf die Welt bringen. Es kommt dann zu einer unbewusste­n Dynamik, dass der Körper die Symptome der Schwangers­chaft unterdrück­t.“In ihrer Praxis hat sie das selbst schon erlebt: „Ich arbeite mit meinen Klientinne­n an der Beziehung zu ihrem Baby. Erst wenn sie das Kind annehmen, kommt der Bauch heraus.“

Mit ihrem Körper kämpfen Mütter auch nach der Ent- bindung. „Problemati­sch ist eine Selbstbild­störung, wenn die Angst-Gedanken so im Vordergrun­d sind, dass sie Auswirkung­en auf die Bindung zum Baby oder zum Partner haben.“So kann eine Magersucht etwa Nachteile für die Milchbildu­ng haben.

Genau hinsehen ist dabei wichtig: „So eine Störung kann ein Symptom der postnatale­n Depression sein. Dabei brauchen Mütter unbedingt Unterstütz­ung.“

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