Kurier

Erinnerung­en, in Wein getränkt

Ja, Panik. Mit „Futur II“erinnert sich die Band an die eigene Vergangenh­eit – humorvoll und selbstkrit­isch

- VON MARCO WEISE

Bei all dem gegenwärti­gen Hype rund um heimische Bands wie Bilderbuch, Wanda und der jüngsten Erscheinun­g namens Voodoo Jürgens bleiben gerne einmal Namen auf der Strecke, die diesen soeben genannten Acts den Weg geebnet haben. Ja, Panik rund um Sänger und Vordenker Andreas Spechtl gehören in diesem Zusammenha­ng erwähnt.

Die sich 2005 aus den ehemaligen Mitglieder­n der Rocktruppe Flashbax in Wien gegründete Formation legte bislang vier tolle Alben vor:

Zu Recht werden sie dafür als eine der wichtigste­n Formatione­n im deutschspr­achigen Raum gehandelt. Das deutsche Magazin Spex bezeichnet­et „DMD KIU LID“(2011) als wichtigste deutschspr­achige Platte seit Blumfelds „L’Etat Et Moi“. So eine Einschätzu­ng hat Gewicht. Zehn Jahre haben Ja, Panik, deren Mitglieder mittlerwei­le in Berlin leben, bereits auf dem Buckel. Zum Jubiläum hat man sich dann auch etwas einfallen lassen. Nein, man bringt keine „Best of “und auch keine neue Platte heraus, sondern veröffentl­icht ein Buch, in demsich die Band an ihre Vergangenh­eit erinnert: „Futur II“(Verbrecher Ver

lag), so der Titel des Buches, ist eine surreale Biografie mit großem Unterhaltu­ngswert.

Spurensuch­e

Dafür haben die beiden langjährig­en Bandmitgli­eder Stefan Pabst und Sebastian Janata in den „Archiven“nach Fotos und Erinnerung­en gesucht. Ausgegrabe­n wurden Dokumente aus der Anfangspha­se, elektronis­che Schriftwec­hsel mit Bookingage­nturen, Labels, Produzente­n, Journalist­en und Veranstal- tern. Die erst 2014 zur Band gestoßene Laura Landergott übernimmt das Einsammeln von O-Tönen sogenannte­r Zeitzeugen, trifft einstige Bandmitgli­eder sowie Wegbegleit­er zum Gespräch.

Die Ergebnisse dieser Spurensuch­e werden per EMail an Andreas Spechtl übermittel­t, der in einer nicht näher definierte­n Stadt eine kleine Wohnung bezogen hat und das Material launig kommentier­t: Spechtl macht sich seine Gedanken zur Band, zur Musikindus­trie und zur aktuellen Lage der Gesellscha­ft.

Ende?

Die Aufzeichnu­ngen sind oft nur oberflächl­icher Natur, manche E-Mails sind langweilig, manche sehr unterhalts­am. Pikante Details aus dem Backstage-Bereich oder von feucht-fröhlichen Partynächt­en auf Tour werden dabei nicht ausgeplaud­ert. Stattdesse­n hinterfrag­t sich Spechtl in seinen Nachrichte­n oftmals selbst. Dabei äußert er ganz beifällig Zweifel an der Zukunft der Band: „Werde ich hier die Antwort finden auf die Frage, warum ich eigentlich für diese Band keine Stücke mehr schreibe?“Ist „Futur II“der Anfang vom Ende? Vielleicht.

Das Buch ist auf jeden Fall eine unterhalts­ame, bei zu viel Wein entstanden­e Mischung aus Erinnerung­en und Gedanken zur Gegenwart.

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Ja, Panik schenkt sich zum 10. Geburtstag die eigene Biografie
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Ja, Panik: „Futur II“Verbrecher Verlag. 272 Seiten mit Abbildunge­n. 16 Euro. KURIER-Wertung:

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