Der Holocaust – auf
Wie gehen israelische Jugendliche mit der Judenvernichtung um? Eine Doku stützt sich auf selbst gedrehtes Material. Ein interessantes Projekt.
„Auschwitz und so’n Kram. Mal sehen, was da geht.“Ein deutscher YouTuber versucht es mit Cool-Sein und versucht, über seinen Besuch im Vernichtungslager einen Videoblog zu drehen. Später lässt er es sein,weil das ganze ungehörig scheint.
Jakob alias „jkb“dient als roter Faden durch ein digitales Erinnerungsprojekt, in dem die User gemeinsam über den Holocaust nachdenken können. „Erinnerungskultur, wie geht das heutzu- tage?“war die Frage, der sich die Regisseure Udi Nir und Sagi Bernstein bei diesem Projekt mit dem provokanten Titel „Uploading Holocaust“stellten. Es besteht aus einer Doku (heute, 23.05 Uhr, ORF2) und dem – auch in Österreich abruf baren – Digitalprojekt.
In dem Film bedienen sich die beiden der Videoclips Tausender israelischer Jugendlicher, die jährlich zum Klassenausflug nach Polen auf brechen, um die Orte systematischer Vernichtung zu sehen. Von den Schulen sind sie angehalten, Filme vom Erlebten zu machen und auf YouTube zu stellen. Aus diesem vorhandenen Material montierten Nir und Bernstein den gesamten Film. Ohne Off-Kommentar und ohne Einordnung. Ein starkes Experiment, das polarisiert.
Selfies
Es ist tröstlich zu sehen, dass sich auch israelische Jugendliche beim Erinnern so blöd aufführen wie die Österreicher: Da werden Selfies geschossen, Witze gerissen (was in dem Kontext nur bei Juden durchgeht), und im Vernichtungslager Auschwitz wird probiert, wie kalt den KZ-Insassen einst wirklich war. Wie? Indem man sich auszieht. Teenager eben.
Auch die Nachkommen der Opfer des Holocaust stolpern mit ihren Handys durch die Geschichte. Wie angemessene Erinnerung funktioniert, ist eine Frage, die sich auch hierzulande immer wieder stellt.
Der Film rückt die israelische Variante ins Licht: Das Land schickt seine Schüler nach Auschwitz und andere Orte der Vernichtung und lässt sie in Rollenspielen die Emotion der zu Tode gekommenen nachempfinden.
Das führt zu emotionalen Zusammenbrüchen, wie in den berührenden selbst gedrehten Videos zu sehen ist.
Regisseur Nir steht dieser