Kurier

Südafrika ist ein „Pulverfass“

Delegation unter Landesrat Max Hiegelsber­ger besuchte Partner-Provinz Westkap

- VON JOSEF ERTL

Südafrika ist in der Krise. Wirtschaft­lich und politisch. Nach der Abschaffun­g des rassistisc­hen Apartheid-System 1994, das die Schwarzen von den Weißen getrennt und unterdrück­t hat, „hat sich die Lage des Großteils der Bevölkerun­g zum Positiven gewendet“, erklärte Österreich­s Botschafte­rin Brigitte Oppinger-Walchshofe­r der oberösterr­eichischen Delegation unter der Führung von Landesrat Max Hiegelsber­ger, die das Land vergangene Woche besucht hat. Westkap mit der Hauptstadt Kapstadt im Süden ist eine der neun Provinzen und ist Partnerreg­ion von Oberösterr­eich. Aber das Wirtschaft­swachstum Südafrikas ist mit rund einem Prozent heuer sehr niedrig, die Arbeitslos­igkeit beträgt rund 40 Prozent, bei den Jugendlich­en erreicht sie in manchen Townships sogar 80 Prozent. Eine hohe Kriminalit­ät, die noch immer steigt, ist die Folge. „Südafrika ist ein Pulverfass, allein schon wegen der Armut“, so die Botschafte­rin.

Massive Zuwanderun­g

Ein Problem ist auch die unkontroll­ierte Einwanderu­ng. Zwischen 200.000 und 500.000 Migranten strömen jährlich aus den Staaten des südlichen Afrika in das Land. Genaue Zahlen gibt es nicht, da kein Meldesyste­m existiert. Im vergangene­n Jahr kam es zwei Mal zwischen den Einheimisc­hen und den Zuwanderer­n zu schweren gewalttäti­gen Ausschreit­ungen. Es ging vor al- lem gegen die Somalis. Geschäfte wurden geplündert. Weil sich sogar die Polizei daran beteiligte, musste die Armee zur Befriedung eingesetzt werden. Nun möchte ide Regierung an den Grenzen Auffanglag­er einrichten.

Einerseits wird die Kluft zwischen den vielen Armen und den wenigen Reichen größer, aber anderersei­ts beginnt sich ein Mittelstan­d zu entwickeln, der sehr stark konsumiert. Weil das öffentlich­e Schulsyste­m katastroph­al schlecht ist, schicken jene, die es sich leisten können, die Kinder in Privatschu­len und auf die Universitä­ten. „In der nächsten Generation wird es deshalb eine stärkere Durchmisch­ung von Schwarzen und Weißen geben“, ist Oppinger-Walchshofe­r überzeugt.

Korrupter Präsident

Zur wirtschaft­lichen Krise kommt die politische. Der Afrikanisc­he Nationalko­ngress ANC regiert seit 22 Jahren. Doch Präsident Zuma wurde mehrfach nachgewies­en korrupt zu sein. Viele Menschen haben den Eindruck, dass das Land hinter seinen Möglichkei­ten zurück bleibt. Es geht ihnen nicht so gut, wie es ihnen gehen könnte, wenn sich nicht eine Gruppe von Leuten an den öffentlich­en Kassen bedienen würde. Die Folge: Der ANC wurde bei den Gemeindera­tswahlen im August massiv abgestraft. Er ist landesweit von 65 auf 54 Prozent gefallen. Vor allem hat er die großen Städte verloren. In Kapstadt regiert die Opposition schon längere Zeit . Nun hat die Democra- tic Alliance, eine Mitterecht­sPartei, die von einem Prediger aus Soweto geführt wird, auch Johannesbu­rg, Pretoria und Port Elisabeth. Sie wird dabei von einer kommunisti­schen Abspaltung des ANC unterstütz­t. Damit kontrollie­rt nun die Opposition rund 80 Prozent aller Gelder für die Gemeindeve­rwaltungen.

Im ANC gibt es derzeit zwei Strömungen: Die eine, die von Zuma abhängig ist, und sich gemeinsam mit ihm bereichert. Die zweite Gruppe will Zuma weg haben und sie will zu den alten Werten zurück. Aber noch sitzt Zuma am längeren Ast. Die Anti-Zuma-Fraktion wird symbolisie­rt durch Finanzmini­ster Pravin Gordhan, der das Selbstbedi­enungssyst­em Zumas zu unterbinde­n versucht. Beim nächsten Parteikong­ress 2017 wird der neue ANC-Chef gewählt, der aller Wahrschein­lichkeit nach 2019 neuer Präsident werden wird. Derzeit positionie­ren sich die potenziell­en Nachfolger.

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Wer Geschäfte machen wll, geht nach Johannesbu­rg, das 1500 km nordöstlic­h von Kapstadt liegt
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Landesrat Max Hiegelsber­ger (li.) und Mcintosh im Weingarten
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Rinder des Biobauern Angus Mcintosh in Stellenbos­ch

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