Kurier

EU-Regeln für grenzenlos­e Online-Shops: „Ein Super-GAU für kleine Händler“

- – HSP

Handelsver­band warnt. Die Idee klingt aus Konsumente­nsicht super: EU-Bürger sollen in jedem Online-Shop EUweit auf Schnäppche­njagd gehen können. Und zwar zu denselben Bedingunge­n wie inländisch­e Kunden. Jetzt wird das oft durch technische Hürden verhindert: Online-Zugriffe aus dem Ausland werden auf eigene Länderseit­en umgeleitet oder am Zugriff auf Webseiten gehindert („Geoblockin­g“). Die EU-Kommission hat im Mai Vorschläge gemacht, die das künftig verbieten würden. Händler müssten ihre Waren und Services in allen 28 EU-Ländern einheitlic­h anbieten. Das soll die Online-Umsätze ankurbeln.

Aber wie so oft ist gut gemeint das Gegenteil von gut. „Das ist ein Super-GAU für die mittelstän­dische Wirtschaft“, warnte Rainer Will, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bandes, am Mittwoch bei einem Pressegesp­räch im Haus der Industrie. Für Österreich­s Händler, die jetzt erstmals in Online-Shops investiere­n, wäre es völlig unmöglich, die Gesetze für alle EU-Länder im Blick zu haben.

So müssten sich die Händler mit 27 zusätzlich­en Mehrwertst­euer- und Gewährleis­tungsregel­ungen herumschla­gen. Obendrein drohen noch hohe Kosten für Bonitätsdi­enstleiste­r, warnt Will.

Sein Fazit: Bevor man den Händlern vorschreib­t, dass sie den ganzen Binnenmark­t bedienen müssen, gehören die Regeln EU-weit harmonisie­rt. Sonst hilft man nur US-Online-Riesen wie Amazon.

„Kämpfen bis aufs Blut“

Er sei „ein glühender Gegner der Verordnung“, sagt Elektrohän­dler Wolfgang Krejcik, zugleich Obmann der Branche, zum KURIER. Er ist selbst betroffen, sein Online- Shop bedient jetzt nur österreich­ische Kunden. Einen Testballon in Deutschlan­d ließ er rasch sinken: Windige Rechtsanwa­ltskanzlei­en hätten ihn sofort mit Klagen wegen angebliche­r Gesetzesve­rstöße eingedeckt. Und was würde ihm mit der EU-Verordnung blühen? „Keine Ahnung. Das ist nicht handhabbar.“

Wer penibel die vielen Österreich-Spezifika wie Urheberrec­htsabgabe, Elektroalt­geräte- oder Verpackung­sverordnun­g einhält, sei preislich ohnehin nicht konkurrenz­fähig. „Kollegen aus südlichen EU-Ländern lachen mich aus, wenn sie das hören. Dort hält sich kein Mensch an so was.“

Rainer Will befürchtet, dass die neue Regelung rasch durchgewun­ken werden und schon ab April 2017 gelten könnte. Krejcik gibt sich hingegen kämpferisc­h: „Wir werden das bis aufs Blut bekämpfen.“

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