Wie Facebook Richter spielt
So entscheidet das soziale Netzwerk, ob beanstandete Postings gelöscht werden
Warum bleibt ein verstörendes Prügelvideo tagelang online, während andere Beiträge innerhalb weniger Stunden von Facebook gelöscht werden? Wie das Unternehmen dem KURIER mitteilt, wird jedes beanstandete Posting von einem Mitarbeiter überprüft. Tausende Personen an vier Standorten in den USA, Irland und Indien sind rund um die Uhr mit dem Sichten beschäftigt. Deutschsprachige Inhalte werden von deutschsprachigen Mitarbeitern bearbeitet.
Ob ein Posting entfernt wird oder nicht, passiert aufgrund der riesigen Zahl an Meldungen im Schnellverfahren. In strittigen Fällen, etwa um zu entscheiden, ob strafrechtlich Relevantes vorliegt, werden auch Juristen beigezogen.
Irrtum vorbehalten
„Das sind menschliche Entscheidungen und daher passieren manchmal Fehler. Das betrifft sowohl Beiträge, die fälschlicherweise gelöscht werden als auch solche, die online bleiben. Selbst Juris- ten sind sich oftmals nicht einig, wie etwas einzuordnen ist“, sagt eine Facebook-Sprecherin zum KURIER.
Nackte Haut
Dass Darstellungen mit nackter Haut grundsätzlich öfter und schneller entfernt werden als Gewaltdarstellungen, stellt Facebook in Abrede. Da Beiträge mit nackter Haut unabhängig von der Muttersprache der Prüfer beurteilt werden, würden diese oft schneller entfernt. Auf Nachfrage gibt die Sprecherin zudem zu bedenken, dass Nacktheit in vielen Ländern problematisch sei und man die minderjährigen Nutzer besonders schützen wolle. Die Frage, warum im Gegenzug das Ansehen brutaler Gewalt für junge User angemessen sei, ließ Facebook unbeantwortet.
„Wir halten uns schon jetzt an lokale Gesetze, aber etwa beim Tatbestand Volksverhetzung sind auch wir auf die Entscheide der jeweiligen Gerichte angewiesen“, will Facebook den Vorwurf nicht gelten lassen, man entziehe sich der Verantwortung. „Man kann es nie allen Recht machen. Manche User werfen uns Zensur vor, wenn wir Beiträge entfernen. Andere sind empört, wenn Beiträge online bleiben“, erklärt die Sprecherin.
Beanstandet kann von Nutzern prinzipiell alles werden – Beiträge, Kommentare und nicht zuletzt ganze UserProfile und Seiten. Dazu muss allerdings der entsprechende Knopf gefunden werden. Bei User-Profilen ist rechts oben ein Kästchen mit drei Punkten angebracht, der zum Menüpunkt „Melden“führt. Auch Seiten können auf diesem Weg und unter Angabe diverser Gründe gemeldet werden. Bei Beiträgen funktioniert das Melden über ein rechts oben angesiedeltes Pfeil-Symbol.
Versteckter Knopf
Bei einem beleidigenden oder verhetzenden Kommentar macht es Facebook Nutzern allerdings unnötig schwer. Zuerst muss dieser „ausgeblendet“werden, dann erst hat man die Möglichkeit, ihn wegen Verletzung der sogenannten „Gemeinschaftsregeln“an Facebook zu melden.