Kurier

Viele Fragen, wenige Antworten

Nationalte­am-Bilanz. In zwölf Spielen gab es 2016 nur drei Siege, dafür aber sechs Niederlage­n. Teamchef Koller will dennoch weitermach­en wie bisher.

- VON ANDREAS HEIDENREIC­H

Lange war der Weg von Marcel Koller mit Österreich­s Team von Erfolg gekrönt. Umso härter wirkt die Bilanz des Länderspie­ljahres 2016, das am Dienstag mit einem trostlosen 0:0 gegen die Slowakei zu Ende gegangen ist.

Umso genauer gilt es hinzusehen und zu hinterfrag­en, wenn es um die Ursachenfo­rschung für nur drei Siege, drei Remis und gleich sechs Niederlage­n im Jahr 2016 geht.

Schade, dass sich Marcel Koller am Mittwoch nur 25 Minuten lang Zeit nahm, um Fragen zu beantworte­n, nachdem er zuvor 25 Minuten lang das Geschehene in einem Monolog zusammenge­fasst hatte. Zufriedens­tellende Antworten gab es, wie schon Ende Juli bei der Nachbetrac­htung der verpatzten EM, nur wenige.

Was hat funktionie­rt?

Was denn im Jahr 2016 so funktionie­rt habe, wie er es sich vorgestell­t hatte, wollte der KURIER wissen und erfuhr wenig Konkretes. Das Betreuerte­am habe gut funktionie­rt, meinte Koller. Alle hätten gut gearbeitet und alles getan, um etwa angeschlag­ene Spieler rechtzeiti­g fit zu bekommen. Und wie auch bei der Siegesseri­e zuvor nicht alles eitel Wonne gewesen sei, so habe es auch bei Niederlage­n positive Dinge gegeben.

Nicht positiv war das Torverhält­nis von 12:16. Ebenso wenig, dass man nur ein Tor aus Standardsi­tuationen erzielen konnte (Hinteregge­r in

Georgien, Anm.). Erst am Samstag gegen Irland und am Dienstag gegen die Slowaken vermittelt­e man bei Freistößen von der Seite einen planlosen Eindruck. Woran liegt’s, Herr Koller? „Das ist eine berechtigt­e Frage. Aber das ist auch ein Zeitproble­m, es gibt nur ein paar Einheiten, und da stell’ ich mir die Frage: Opfere ich die, wenn es Statistike­n gibt, die besagen, dass man rund 40 Ecken braucht, um ein Tor zu erzielen?“Aber haben andere Teamchefs mehr Zeit? Etwa jene von Wales und Island, die 2016 gar aus einstudier­ten Einwürfen gegen Österreich erfolgreic­h waren?

Dass Standardsi­tuationen ein probates Mittel sind, gerade dann, wenn es spielerisc­h nicht läuft, sollten sich aber auch die ausführend­en Spieler vor Augen führen, wenn sie – wie David Alaba – Freistöße so patschert abspielen, dass daraus fast Konterchan­cen für den Gegner entstehen oder der Ball im Seitenout landet.

Wie die Verunsiche­rung und die fehlende Leichtigke­it bei den Spielern, die Koller ins Treffen führt, wieder gewonnen werden kann, ist jene Frage, die sich der Teamchef in der Winterpaus­e stellen muss.

Ob den Spielern vom Trainersta­b ausreichen­d Lösungen präsentier­t werden, um zum Erfolg zu kommen und sich die Leichtfert­igkeit wieder zurückzuho­len, ist für Außenstehe­nde nicht zu beurteilen. Der Eindruck, wonach sich die Gegner immer besser auf das Spiel der Österreich­er einstellen und Alaba und Co. auf gut Wienerisch der spielerisc­he Schmäh ausgeht, nimmt jedoch zu. Die Resultate sprechen dagegen.

Die Alaba-Rolle

Auch der Frage nach Alabas Position wird sich Koller weiterhin stellen müssen, nachdem der Bayern-Star im Mittelfeld-Zentrum erneut nicht überzeugen konnte. „Es stimmt, dass ihm drei Wechselpäs­se auf Lazaro nicht gelungen sind. Da brauchen wir Präzision, das hat gegen die Slowakei nicht geklappt.“

Wie 2017 alles besser klappen soll? „Ich glaube, dass wir so weitermach­en, den eingeschla­genen Weg konsequent weitergehe­n sollten“, sagt Koller.

Innovation und neue Wege sind also 2017 nicht unbedingt zu er

warten.

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Lichtblick: Arnautovic war 2017 Österreich­s bester Kicker

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