UND ER REITET NOCH IMMER
Der Franzose Achdé zeichnet seit 2001 die schnellste Comicfigur im Wilden Westen
Geburtstag. Vor 70 Jahren erfand Morris seinen Helden namens Lucky Luke. Seither reitet der einsame Cowboy auf Jolly Jumper durch den Wilden Westen. Nach dem Tod von Morris (2001) wird der Comic von Achdé gezeichnet, der im KURIER über Lukes Geheimnisse spricht.
Altersmüde? Von wegen! Auch mit 70 ist Lucky Luke schneller als sein Schatten. Der einsame Cowboy ohne schlechte Eigenschaften – den Tschick hat er bereits 1983 gegen einen Strohhalm getauscht – ist ein schlauer wie einsamer Kämpfer im Auftrag der Gerechtigkeit, den selten etwas umhaut.
Die Abenteuer, die er mit dem sprechenden Pferd Jolly Jumper und dem dümmlichen Gefängnisköter Rantanplan erlebt, wurden 1946 vom belgischen Zeichner Maurice De Bevere alias Morris ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Texter René Goscinny ritt der Cowboy durch ein goldenes Zeitalter, das bis heute anhält. Nach dem Tod von Morris im Jahr 2001, übernahm der Franzose Achdé (eigentlich Hervé Darmen
die Zeichnungen. KURIER: Wie schwer war es, das zeichnerische Erbe von Morris zu übernehmen? Achdé: Es war eine Ehre und eine große Verantwortung. Ich bin mir damals wie ein junger Gitarrist vorgekommen, der plötzlich ein Konzert mit den Rolling Stones spielen darf. Ein Kindertraum wurde wahr. 70 Jahre Lucky Luke. Was zeichnet die Figur aus?
Lucky Luke ist das Modell des Helden par excellence. Vulgarität und Gewalt, die heute leider weit verbreitet sind, spielen in seinen Geschichten keine Rolle. Und sie sind immer aktuell, das ist Magie. Das macht Lucky Luke zu einem der bekanntesten und beliebtesten Comics in Europa. Lucky Luke ist oftmals der erste Cowboy, den man als Kind kennenlernt. Wie kinder- freundlich müssen schichten sein?
Die Lucky-Luke-Comics eignen sich erst ab einem Alter von acht Jahren. Deswegen habe ich die Serie „Kid Lucky“kreiert, umden Jüngsten eine Einführung in die Welt von Lucky Luke zu bieten. Dass er der Lieblingscowboy der Kinder wird, liegt oft an den Eltern, von denen sie die Comics bekommen. So wandern die Hefte von Generation zu Generation. Wie gewinnt man neue Leser? Jedes Heft ist eine neue Herausforderung. Man muss gute, zeitgemäße Geschichten anbieten. Zeichnerisch möchte ich mich stets verbessern und die Leser mit Details überraschen. Man muss seine Arbeit ständig erneuern, hinterfragen – ohne dabei seine Seele zu verkaufen. Wie sehr hat sich die Figur über die Jahre verändert?
Lucky Luke hat sich in den 70 Jahren ständig weiterentwickelt. Er wurde 1946 geboren, zu dieser Zeit war Morris stark von der Karikatur beeinflusst: Lucky Luke hatte nur vier Finger – wie Mickey Maus. Dann versuchte Morris die damaligen Western-Filme zu imitieren. Dadurch hat sich die Gestalt nach und nach der Realität angepasst. Ich persönlich möchte die Tradition von Morris weiterführen. Warum weiß man nach 70 Jahren noch immer so wenig Persönliches über den einsamen Cowboy. Woher kommt er, wohin reitet er?
Das ist ja auch das Besondere an der Figur. Ohne seine Geheimnisse wäre er nicht mehr Lucky Luke. In Band eins der Serie „Kid Lucky“gehe ich bis zu seiner Geburt zurück und versuche herauszufinden, warum er immer das gleiche Lied singt, und wer Lucky Luke aufgezogen hat. Mehr verrate ich aber nicht. Sie müssen es selber lesen. In den 1980er-Jahren gewöhnte sich Lucky Luke das Rauchen ab. Würden Sie ihm gerne wieder eine Zigarette auf die Lippe zeichnen?
Lucky Luke hat 1983 aufgehört zu rauchen. Ich respektiere die Entscheidung seines Schöpfers. Für mich ist es ausgeschlossen, diesen Sachverhalt zu ändern. Jetzt ist er halt von Strohhalmen abhängig (lacht). Reitet Lucky Luke gegen Donald Trump? Spielt Politik überhaupt eine Rolle?
Lucky Luke respektiert die Demokratie, den amtierenden Präsidenten und den Gouverneur, der ihm Aufträge gibt. Er ist ein Hüter des Gesetzes, der niemals unmoralische Entscheidungen trifft. Deshalb glaube ich, dass Lucky Luke über Trumps politische Kampagnen und Aussagen nicht besonders erfreut war und ist. Er ist ein Humanist, setzt sich für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern ein, ist ein Anti-Rassist und nicht an Geld interessiert. Ganz im Gegenteil zu Donald Trump.