Kurier

Streit in SPÖ: Häupls Machtwort bleibt aus

Wiens Bürgermeis­ter demonstrie­rt Gelassenhe­it: „Von Revolution ist überhaupt keine Spur“

- POLITIK 2

Wie wird Michael Häupl auf die Angriffe reagieren? Darauf warteten Polit-Beobachter am Donnerstag gespannt. War doch der Bürgermeis­ter von seinen Widersache­rn in den vergangene­n Tagen gar zum Rücktritt aufgeforde­rt worden.

Nach einer Sitzung des Präsidiums Donnerstag­mittag meldete sich Häupl erstmals öffentlich zu Wort – und versuchte zu kalmieren: „Ich will das nicht heruntersp­ielen, aber von Revolution ist keine Rede.“Die Frage, ob er auf den Tisch gehauen habe, quittierte er mit einem Zitat von Willy Brandt: „Wenn man mit der Faust auf den Tisch haut, beeindruck­t das nicht einmal den Tisch.“

Der Bürgermeis­ter schloss aber Personalän­derungen nicht dezidiert aus. Das lässt natürlich Raum für Spekulatio­nen. Möglich, dass Häupl schneller reagiert, als er öffentlich sagt.

Kritiker haben zuletzt die Ablöse der Stadträtin­nen Sonja Wehsely, Renate Brauner und Sandra Frauenberg­er thematisie­rt. Häupl sagte: „Die Vorschläge zum Personal macht der Parteivors­itzende. Dann, wenn er es für richtig hält.“Er sei es auch, der über seine Nachfolge entscheide. Und der Stadtchef stellte klar, dass er beim Landespart­eitag im September 2017 wieder als Parteiobma­nn kandidiere­n werde.

Häupl räumte ein, dass er die Personalde­batte für „nicht dienlich“hält, gerade hinsichtli­ch etwaiger Neuwahlen im Bund. Verhindern könne er sie aber nicht. „Jeder kann sagen, was er will, ich habe niemals einen Maulkorb verhängt. Aber jeder muss auch wissen, was er tut.“

Dass an seinem Stuhl gesägt werde, wollte der Bürgermeis­ter so nicht interpreti­ert wissen. „Ein Einziger hat gemeint, ich soll meine Nachfolge regeln“, spielte Häupl auf Aussagen von ExLandespa­rteisekret­är Christian Deutsch an. Süffisante­r Nachsatz: „Seine Nachfolge habe auch ich regeln müssen.“Auf den Einwurf, Deutsch habe doch Unterstütz­er innerhalb der Partei, meinte das Stadtoberh­aupt lapidar, Deutsch habe „nicht einmal 300 Follower“auf Twitter.

Ein Zugeständn­is machte Häupl den Rebellen jedoch. Man habe intern diskutiert, was die Parteifreu­nde mit Sorge erfülle. Häupl kündigte daher eine Vorstandst­agung im Jänner an, bei der vor allem über das Thema Integratio­n diskutiert werden soll. An der grundlegen­den Haltung der Wiener SP solle sich aber nichts ändern. Diskutiert wird freilich schon früher. Am Montag tagt der Wiener SP-Vorstand, mit weiteren Kontrovers­en ist zu rechnen.

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Häupl versucht, die Differenze­n in seiner Partei kleinzured­en – ausgeräumt sind sie aber nicht

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