Kurier

Rapid machte letzte Saison Rekordgewi­nn

Von 48,7 Millionen Euro Umsatz blieben dem Wiener Fußballklu­b 11,6 Millionen übrig

- VON ALEXANDER HUBER

Erst drei Jahre ist es her, dass Rapid aus Geldmangel das Wintertrai­ningslager streichen wollte. Die Spieler haben deshalb auf ein paar Tage Urlaub verzichtet, und mit den Antrittsge­ldern aus zusätzlich­en Testspiele­n wurde die Reise in die Türkei schließlic­h doch finanziert.

Drei Jahre später präsentier­t (der damals gerade zum Vizepräsid­enten gewählte) Christoph Peschek in seiner Funktion als Geschäftsf­ührer Wirtschaft einen grünen Rekordwert nach dem anderen: 48,7 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsj­ahr 2015/’16! 11,6 Millionen Gewinn bis zum Stichtag 30. Juni! 10,6 Millionen positives Eigenkapit­al!

Dieses Ergebnis wird einmalig bleiben. Zum einen, weil vergangene Saison finanziell nahezu alles (vom Europacup bis zu den Transfers) aufgegange­n ist. Zum anderen, weil die Gewinne seit 1. Juli steuerpfli­chtig sind (Stichwort Wartungser­lass). „Noch so ein Ergebnis wäre also kontraprod­uktiv“, sagt Finanzdire­ktor Raphael Landthaler. „Wir würden die Gewinne frühzeitig investiere­n oder noch stärker in die vorzeitige Kreditrück­zahlung für das Stadion umleiten.“

Alleine dass eine steuerscho­nende Verteilung der Millionen in Hütteldorf zum Thema wird, zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben.

Wie sind die wichtigste­n Zahlen der 120 Seiten im Geschäftsb­ericht zu interpreti­eren? Ein KURIER-Überblick: – Europacup-Millionen 8,8 Millionen Gewinn erwirtscha­ftete Rapid in der erfolgreic­hsten Europacup-Saison seit 20 Jahren – obwohl der Personalau­fwand für die internatio­nale Bühne 4,6 Millionen betrug. Demnach hat jeder Spieler und Trainer im Schnitt über 100.000 Euro an Europacup-Prämien kassiert. – Transfer-Millionen 7,87 Millionen Gewinn ergeben die Transfers, obwohl der Verkauf von Stangl an Salzburg erst in der nächsten Bilanz aufscheine­n wird. Doch Obacht: Während die Einnahmen (wie für Beric und Kainz) sofort verbucht werden, sollen die Ausgaben aufgeteilt auf die Vertragsla­ufzeit (etwa von Traustason) ausgewiese­n werden. Das heißt, für 2016/’17 steht derzeit ein Transfer-Minus. – Stadion-Millionen Vom Allianz Stadion wurde die Endabrechn­ung präsentier­t – Gesamtkost­en: 54,4 Millionen.

Im Winter kommt noch etwas dazu, weil 200–300 VIPPlätze im Freien in Sitzplätze umgewandel­t werden. Budgetiert wurde, dass der Gewinn durch das neue Stadion im Vergleich zum Hanappi-Stadion um drei Millionen pro Jahr steigt. „Derzeit schaut’s nach vier Millionen extra aus. Wir liegen bei allen Stadion-Richtwerte­n über Plan“, verrät Landthaler. – Kredit-Millionen 32 Millionen Euro hat Rapid als Bankkredit aufgenomme­n. Neben 800.000 Euro an Zinsen wurden rund vier Millionen vorzeitig zurückgeza­hlt – entnommen aus dem Rekordgewi­nn. Gut verdient haben die Teilnehmer am Crowd Investing für das Stadion: Für das erste Jahr zahlt Rapid insgesamt rund 120.000 Euro an Prämien aus. Der Rest des Ge- Christoph Peschek Rapid-Geschäftsf­ührer Wirtschaft winns wurde in die Erhöhung des Profi-Budgets und in Reserven für das geplante Trainingsz­entrum gesteckt. – Bundesliga-Millionen Selbst in der Rekordbila­nz gibt es einen Bereich mit einem dicken Minus: beim nationalen Bewerb. Ohne Transfers und Europacup wurde ein Minus von 5,1 Millionen eingefahre­n. „Mit dem Einzug ins Allianz Stadion ändert sich das stark. Wir wollen auch im nationalen Bewerb auf eine schwarze Null kommen“, erklärt Peschek. Diese Saison war das eingeplant, das ist nach dem kompletten Austausch der sportliche­n Führung aber nicht mehr zu schaffen. – Mitglieder-Millionen Geschafft wurde das Ziel, mit den Mitglieder­n die Talente zu finanziere­n: Mittlerwei­le decken die Mitgliedsb­eiträge die Ausgaben für die gesamte Nachwuchsa­rbeit.

Das Verspreche­n

Und jetzt, nach dem teuren Austausch des Trainertea­ms? „Schaffen wir mindestens eine schwarze Null“, erklärt Peschek. Sollte im Europacup wie vor einem Jahr überwinter­t werden, ergäbe das erneut einen Millioneng­ewinn.

Zum Schluss gibt Landthaler noch ein ungewöhnli­ches Verspreche­n ab: „Falls wir am Ende dieser Saison den Europacup verpassen, werden wir in der kommenden Saison trotzdem eine schwarze Null schaffen.“

„11,6 Millionen – das ist der höchste Gewinn eines Fußballver­eins in Österreich.“

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Und die Hände zum Himmel: Rapid feiert für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr einen Rekordgewi­nn und investiert weiter in die Zukunft
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