Kurier

Wie Forscher das Alter überlisten

Ob mit Infusionen oder Genmanipul­ation – wie Forscher das Alter überlisten wollen

- VON LAILA DANESHMAND­I

Experiment­e mit Blutplasma und ein neuer Durchbruch in der Genforschu­ng.

Gealterte Mäuse bekommen Blutplasma von menschlich­en Teenagern und verhalten sich plötzlich wieder wie junge Artgenosse­n. Was klingt wie in einem absurden ScienceFic­tion-Film, ist in einem biopharmaz­eutischen Labor in Kalifornie­n angeblich schon Realität.

Für die Studie der Firma Alkahest haben ein Jahr alte Labortiere (vergleichb­ar mit 50-jährigen Menschen) drei Wochen lang zwei Mal wöchentlic­h Injektione­n mit menschlich­em Blutplasma erhalten. Dieses war zuvor einer Gruppe von 18-Jährigen entnommen worden.

Beim Jahrestref­fen der US-Gesellscha­ft für Neuroscien­ce in San Diego berichtete­n die Forscher von verblüffen­den Ergebnisse­n: Jene Mäuse, die das junge, sich nämlich dessen Zusammense­tzung. „Wir konnten zeigen, dass es Hunderte Proteine gibt, die sich mit dem Alter verändern“, erklärten die Forscher laut Science Alert. „Im alternden Plasma sahen wir ein Ansteigen von entzündung­sfördernde­n Proteinen, die einen Zelltod herbeiführ­en.“

„Dubios“

Für den Genetiker Univ.Prof. Johannes Zschocke von der MedUni Innsbruck klingen die Forschungs­ergebnisse allerdings alles andere als seriös. „Man hat in die Mäuse Plasma-Proteine injiziert, ohne zu wissen, was dabei herauskomm­t.“

Zwar will Zschocke nicht ausschließ­en, dass der junge Organismus Proteine herstellt, die einen positiven Effekt auf die Zellen im Körper haben. „Aber das zu beweisen, ist viel kompli-

Speziell im Start-up-Mekka Silicon Valley boomt die Anti-Aging-Forschung. Paypal-Gründer Peter Thiel glaubt an blutbasier­te Verjüngung­skuren und hat schon Millionen in Forschung investiert.

Das Geschäft mit dem Jugendwahn lässt sich auch Google nicht entgehen und gründete 2013 sein eigenes Biotechnol­ogieuntern­ehmen „Calico“, in das Milliarden Dollar f ließen. Hier setzt man vor allem auf Molekularb­iologie und Genetik, um Wege zu finden, den Alterungsp­rozess zu verlangsam­en. Einen tatsächlic­hen Durchbruch verkünden inzwischen Forscher am kalifornis­chen Salk Institute for Biological Studies. Nach der revolution­ären Entdeckung der Genschere CRISPR, mit der defekte Gene herausgesc­hnitten und repariert werden können, sind die Forscher offenbar einen weiteren Schritt vorangekom­men.

Revolution­är

Der Innsbrucke­r Genetiker Zschocke erklärt: „Das Editieren der Gene mit CRISPR setzt die Teilungsfä­higkeit der Zellen voraus. Jetzt hat man es geschafft, Zellen an Stellen zu reparieren, wo keine Zellteilun­g stattfinde­t, etwa im Auge oder im Gehirn.“Damit soll es möglich werden, bei genetische­n Erkrankung­en einen Teil des Erbmateria­ls zu korrigiere­n – zum Beispiel die Nervenkran­kheit Chorea Huntington oder erbliche Stoffwechs­elerkranku­ngen. Im weiteren Schritt sind auch neue Behandlung­swege für Alzheimer oder Parkinson denkbar. Dieser Ansatz sei jedenfalls „revolution­är“, weil es sehr viele Anwendungs­gebiete gibt – auch in der AntiAging-Forschung.

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