Kurier

Mindestsic­herung Neu: Ab 2017 gelten 1500-Euro-Deckel und „BMS light“in NÖ

- – MATTHIAS HOFER

Experten-Kritik. Eine Handvoll Polizisten hielt Donnerstag­nachmittag den St. Pöltener Landhauspl­atz unter Beobachtun­g. Präventiv. Zu heikel war die Materie, die im Landtag behandelt wurde. Demonstran­ten waren keine zu sehen, als der Landtag gegen 17 Uhr mit einer Verschärfu­ng des Mindestsic­herungsges­etzes Fakten schuf. Die Entscheidu­ng fiel nach Schreiduel­len im Plenum.

Wochenlang hatte Erwin Pröll einen Alleingang seines Bundesland­es angekündig­t. Jetzt steht fest: Ab 2017 gilt in NÖ der 1500-Euro-Deckel pro Haushalt bei der Mindestsic­herung (BMS). Ausgenomme­n sind Pflegegeld­be- zieher, Behinderte und dauerhaft Arbeitsunf­ähige.

Verfassung­sexperte Theo Öhlinger und Arbeitsrec­htler Wolfgang Mazal sind der Ansicht, das NÖ-Modell könnte dem verfassung­srechtlich­en Gleichheit­sgrundsatz widersprec­hen. Mazal vermisst eine „Härte-Klausel“, Öhlinger hält den zweiten Punkt der NÖ-Regelung für problemati­sch: Wer weniger als fünf der letzten sechs Jahre in Österreich verbracht hat, bekommt maximal 572,50 Euro. Bezieher dieser „BMS light“müssen Integratio­nsmaßnahme­n wie Deutschkur­se absolviere­n. Bei Verweigeru­ng werden die Leistungen gekürzt.

Eine österreich­weite Lösung für die Mindestsic­herung, die lange angestrebt wurde, wird es nicht geben. Das machte Bundeskanz­ler Christian Kern einmal mehr klar. Zum KURIER sagte Kern: „Wir würden eine Einigung nur unter Konditione­n zusammenbr­ingen, zu denen ich nicht bereit bin: Eine blau-schwarze Sozialpoli­tik mit dem Gütesiegel der SPÖZustimm­ung zu versehen, ist zu wenig. Flüchtling­e dürfen nicht als Vorwand herangezog­en werden, um soziale Standards auch für österreich­ische Familien mit mehreren Kindern und Alleinerzi­eherinnen zu reduzieren.“

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