Kurier

Standortsi­cherung.

Am Dienstag will die Regierung die Reduktion der umstritten­en Flugabgabe beschließe­n.

- VON ANDREA HODOSCHEK

Jahrelang liefen die Airlines gegen die 2011 eingeführt­e Steuer auf Flugticket­s Sturm. Mit dem Argument, die Steuer koste wesentlich mehr, als sie dem Staat bringe und verschlech­tere die Wettbewerb­sfähigkeit des Luftfahrts­tandortes reich.

Jetzt hat die Regierung offenbar ein Einsehen mit den Nöten der heimischen Luftfahrtb­ranche. Kanzler Christian Kern und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er werden nach dem nächsten Ministerra­t am Dienstag die Halbierung der Steuer verkünden. Das Thema soll noch im November in den Nationalra­t, die Absenkung könnte bereits vor Weihnachte­n beschlosse­n werden.

In einem ersten Schritt soll die Abgabe 2017 um 25 Prozent reduziert werden. 2018 wird nochmals um weitere 25 Prozent abgesenkt.

Die Steuer verteuert derzeit Kurzstreck­en-Tickets um sieben Euro. Für Mittelstre­cken-Flüge fallen 15 Euro an und auf Langstreck­en kassiert der Fiskus 35 Euro. Das Gesamtaufk­ommen liegt pro Jahr bei 100 Millionen Euro.

Die Airline-Chefs hatten immer wieder (erfolglos) bei der Politik lobbyiert. Die Luft- Öster- fahrt-Branche ließ zur Untermauer­ung ihrer Argumente etliche Studien erstellen. Alle mit dem einhellige­n Tenor, dass den heimischen Fluglinien und Flughäfen durch die Verteuerun­g der Tickets Passagiere abhandenkä­men, die beispielsw­eise nach Bratislava ausweichen.

Passagier-Ausfälle

Der Flughafen Wien klagte, das Minus an Fluggästen würde sich auf mehr als eine Million Passagiere im Jahr summieren. Eine Abschaffun­g der Steuer dagegen würde so viele neue Jobs kreieren, dass der Staat letztlich mehr einnehmen würde. Auch die Betriebsrä­te der Airlines wetterten gegen die Steuer.

Am stärksten betroffen ist die Lufthansa-Gruppe mit ihrer Tochter AUA (rund 50 Millionen Euro). Konkurrent Niki (Air Berlin) liefert rund 15 Millionen Euro ab.

Den Ausschlag für die Halbierung dürften die Investitio­nszusagen der Lufthan- sa gegeben haben. Die AUA vergrößert ihren Flugzeugpa­rk um acht Maschinen und stockt bei den Mitarbeite­rn auf. Vor wenigen Wochen flog Lufthansa-Konzernbos­s Carsten Spohr nach Wien ein und verhandelt­e gemeinsam mit AUA-Chef Kay Kratky mit Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling.

Dort stießen die Luftfahrt-Manager auf offene Ohren. Schellings Ambition ist es ohnehin, die Steuerbela­stung für Private und Unternehme­n zu erleichter­n.

Eine Senkung der Flugabgabe verbessere die Attraktivi­tät des Flughafend­rehkreuzes Wien im Wettbewerb der internatio­nalen Hubs, wird argumentie­rt. Die Anbindung Österreich­s an ein gut funktionie­rendes Streckenne­tz ist mit ein Grund für die Entscheidu­ng über Headquarte­rs. Eine ähnliche Steuer gibt es in Deutschlan­d. Die Niederland­e strichen die Abgabe wieder.

andrea.hodoschek@kurier.at

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