Obama nimmt Merkel in die Pflicht
Der scheidende US-Präsident versucht in Berlin, Ängste vor Trump zu nehmen.
Wenn er hier ist, müssen selbst Premierminister zu Fuß gehen. „Nein, hier kommen Sie mit dem Auto nicht durch – und zu Fuß nur mit Berechtigung“, sagt der uniformierte Herr an der Absperrung freundlich.
Rund um das Hotel Adlon am Brandenburger Tor ist Sperrzone, und das gilt auch für Manuel Valls. Der französische Regierungschef ist am Donnerstag als Redner beim Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung geladen, und der findet zufällig am selben Ort statt, an dem auch Barack Obama residiert. Dass sich seine Rede, in der er eindringlich vor dem Aufstieg rechter Populisten warnte, auch inhaltlich mit Obamas Anliegen überschneidet, ist allerdings kein Zufall. Beim privaten Abendessen, das der scheidende Präsident tags zuvor mit Angela Merkel im Adlon eingenommen hat, saß schließlich auch ein ungebetener Gast mit am Tisch: Donald Trump, dessen langer Schatten bis nach Berlin reicht.
Auch beim einzigen öffentlichen Auftritt Obamas am Donnerstag ist es nicht Obamas Vermächtnis, sondern sein politischer Erbe im Weißen Haus, der unabsichtlich dominiert. „Natürlich werde ich alles daran setzen, mit dem neu gewählten Präsidenten gut zusammenzuarbeiten“, sagt eine sichtlich wehmütige Merkel; sie bemüht sich, Trump nicht zu oft in ihrem Statement zu erwähnen. Obama hingegen streut sie Rosen, für seine sachliche Art und Weise der Amtsübergabe, für die Partnerschaft: „Es geht um das amerikanische Volk, um sein Schicksal.“
Der scheidende Präsident scheint ihr in den zwei Gesprächen zuvor gute Ratschläge gegeben zu haben. Vor Obamas Besuch war die Verunsicherung im Kanzleramt groß: Noch nie in der Geschichte hat sich der mit Abstand wichtigste diplomatische und wirtschaftliche Partner Deutschlands so ablehnend gebärdet. Während des Wahlkampfes blieben alle Versuche von Merkels Mannschaft, mit Trumps Team Kontakt aufzuneh-