Kurier

Wrabetz serviert nun die Rechnung

-

Der Stiftungsr­at soll das Budget absegnen. Die Gebühren sind weiter kein Thema – wer’s glaubt. Oft verrät die politische Dramaturgi­e viel über den Inhalt: Als ORF- Chef Alexander Wrabetz seinen Budgetentw­urf an die Stiftungsr­äte schickte, tat er dies auf dem Postweg. Und zwar so spät, dass es unmöglich war, besonders weit in die Materie einzudring­en, bevor das oberste ORF- Gremium gestern zusammentr­at. Per Mail folgte der Begleitbri­ef, in dem er den Räten knapp erklärte, dass es sich wohl nicht ganz mit dem Budget ausgehen werde. Schlanke 42 Millionen fehlen (Seite 31).

Wieso denn plötzlich? Der Grund seien „der Wegfall von Einmalerlö­sen, der verschärft­e Wettbewerb und verschlech­terte rechtliche Rahmenbedi­ngungen“, erläutert der Generaldir­ektor nüchtern. Und er lässt sich ein weiteres Mal nicht dazu herab, das Wort „Gebührener­höhung“in den Mund zu nehmen.

Die Periode Wrabetz III beginnt so, wie die alte aufgehört hat: Gesetze werden großzügigs­t interpreti­ert, das Angebot weiter ausgebaut (wobei Qualität nur als Argument für Expansion eine Rolle spielt). Und wenn das Geld nicht reicht, wird schon die Allgemeinh­eit nachschieß­en. Wohin das führt, ist absehbar: Die FPÖ hat schon angekündig­t, eine ORF- Reform anzugehen, sobald sie an der Macht ist. Kann man ihr nicht verdenken.

Was allerdings angeblich politisch unabhängig­e Stiftungsr­äte dazu bewegt hat, dieses System fortzusetz­en, erschließt sich nur Menschen, die den kurzfristi­gen Machterhal­t über eine perspektiv­ische Lösung stellen.

Der gegen Wrabetz unterlegen­e Richard Grasl hatte übrigens mit offenen Karten gespielt und vor einem Finanzloch gewarnt. Das wurde als taktisch unklug abgestempe­lt. Wrabetz serviert nun die Rechnung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria