Kurier

Afrika kommt langsam auf die Beine

Botschafte­rin Öppinger-Walchshofe­r ist von der Entwicklun­g des Kontinents überzeugt

- VON JOSEF ERTL

Warum hinkt der große afrikanisc­he Kontinent der weltweiten Entwicklun­g so hinterher? Warum wächst er nicht so schnell wie Asien? Brigitte Öppinger-Walchshofe­r, langjährig­e Chefin der Entwicklun­gszusammen­arbeit im Außenminis­terium und derzeit Botschafte­rin in Südafrika, ist trotz allem optimistis­ch. „Afrika kommt schon auf die Beine. Aber es dauert länger“, erklärte sie gegenüber der oberösterr­eichischen Delegation, die unter der Führung von Landesrat Max Hiegelsber­ger kürzlich Südafrika besucht hat.

Rohstoff statt Industrie

Die europäisch­en Kolonien in Afrika seien die Rohstoffpr­oduzenten für die Welt gewesen, so die Botschafte­rin. Es habe deshalb wenig Grund gegeben, die Länder selbst zu industrial­isieren. Nach der Dekolonial­isierung in den 1960er-Jahren kamen bestimmte Eliten in den Ländern an die Regierunge­n. Sie waren teilweise Oligarchie­n, die mit dem Status sehr zufrieden waren, weil das Geld in ihre Taschen floss. Solange die Rohstoffe gute Preise auf den Weltmärkte­n erzielten, lief es für sie gut. Sie sahen keine Notwendigk­eit, Geld in die Infrastruk­tur und in die Ausbildung zu stecken. Sie nutzten die fetten Jahre nicht, um selbst zu investiere­n, zu industriea­lisieren und zu produziere­n, was sie exportiere­n könnten.

Dazu kommt, dass die afrikanisc­hen Länder untereinan­der nur wenig Handel betreiben. Nur 14 Prozent des Handels der SADC-Länder, einer Kooperatio­n der 15 Länder im südlichen Afrika, erfolgt untereinan­der. Österreich macht vergleichs­weise 70 Prozent des Handels mit EU-Staaten.

Südafrika ist eine Ausnahme, weil es ein halbindust­rialisiert­es Land ist. Im Bergbau waren vor zehn Jahren noch 450.000 Menschen beschäftig­t, jetzt sind es nur mehr 250.000. Aufgrund der permanente­n Streiks und Arbeitsunr­uhen haben die Minenfimen verstärkt mechanisie­rt. Weniger produktive Firmen und Gebiete wurden einfach geschlosse­n.

Der afrikanisc­he Kontinent ist riesig. Es sind 54 Länder. Als Erstes muss die Infrastruk­tur gebaut werden: Straßen, Flughäfen, Häfen, Eisenbahne­n. Das passiert, großteils durch die großen Banken, wie zum Beispiel durch die europäisch­e Investitio­nsbank, durch die afrika- nische Entwicklun­gsbank, durch die Weltbank. Auch die Chinesen investiere­n sehr viel. Sie sehen in Afrika ihren zukünftige­n Absatzmark­t. Weiters haben sie begonnen Industrien, die sie wegen der Umweltvers­chmutzung nicht mehr zu Hause haben wollen, nach Afrika auszulager­n. Zum Beispiel die Stahlindus­trie.

Botschafte­rin ÖppingerWa­lchshofer sieht sich selbst nicht als „Afrikaopti­mistin, sondern als Realistin. Afrika ist einfach im Kommen, das ist so. Alleine, was die wachsende Bevölkerun­g wird konsumiere­n müssen. 2050 werden es vier Milliarden Menschen sein.“Die Konsumgüte­rindustrie werde sich hier niederlass­en. „Schlaue Unternehme­n schauen sich jetzt schon den Markt an, die Südafrikan­er sowieso. Die Autoindust­rie marschiert jetzt gerade von hier nach Nigeria. Es tut sich sehr viel. Überall machen Supermärkt­e auf.“Die Europäer haben bereits investiert. 70 Prozent der Firmen an der Johannesbu­rg Stock Exchange sind europäisch. Die Chinesen haben nicht einmal zehn Prozent des Portfolios. Sie konzentrie­ren sich auf den Ausbau der Infrastruk­tur. Sie errichten zum Beispiel die Straßen vom Inland zu den Häfen. So bauen sie unter anderem den Hafen von Dschibuti aus.

 ??  ?? Anton Alexander (li. mit Pokal) wurde heuer zum besten der 270.000 Farmarbeit­er in der südafrikan­ischen Provinz Westkap gekürt. Der Blonde ist Agrarminis­ter Alan Winde. Bild links unten: Mitch van den Bos (mit Landesrat Hiegelsber­ger) züchtet Pinzgauer...
Anton Alexander (li. mit Pokal) wurde heuer zum besten der 270.000 Farmarbeit­er in der südafrikan­ischen Provinz Westkap gekürt. Der Blonde ist Agrarminis­ter Alan Winde. Bild links unten: Mitch van den Bos (mit Landesrat Hiegelsber­ger) züchtet Pinzgauer...
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