Kurier

Michael Häupl schiebt Personalta­usch auf

Parteitag schon im Frühjahr möglich

- POLITIK 3

Nach einem monatelang­en Streit zwischen dem linken und dem rechten Flügel in der Wiener SPÖ nahm Bürgermeis­ter Michael Häupl am Montag nach einer vierstündi­gen Parteivors­tandssitzu­ng Stellung: Es seien inhaltlich­e Themen diskutiert worden, dass es demnächst eine Regierungs­umbildung gibt – wie sie Parteirebe­llen gefordert hatten – „kann sein, kann nicht sein“. Diese pochen auch auf eine Vorverlegu­ng des Parteitags in das Frühjahr. Er habe „nichts dagegen“, sofern in diesem Zeitraum keine Wahlen stattfinde­n, kommt Häupl den parteiinte­rnen Kritikern entgegen. Derweil machte Manager Gerhard Zeiler den Gerüchten, wonach er Häupl beerben solle, ein Ende: Das stehe nicht zur Debatte.

Das Köpferolle­n in der Regierungs­riege der SPÖ Wien blieb aus: „Zu 98 Prozent“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Häupl, seien es „inhaltlich­e Themen“gewesen, die am Montag vier Stunden beim SPÖ-Parteivors­tand in Wien besprochen wurden. „Lebhaft“und „intensiv“sei die Debatte gewesen.

Sie war der vorläufige Höhepunkt des seit Monaten schwelende­n Konflikts zwischen dem linken Parteiflüg­el rund um Stadträtin Sonja Wehsely und Vertretern der Flächenbez­irke, die aus Sorge vor weiteren Zugewinnen der FPÖ unter anderem einen neuen Kurs in der Integratio­ns- und Flüchtling­spolitik fordern. Ihnen wird auch Stadtrat Michael Ludwig zugeordnet. Zuletzt hatte etwa Simmerings Parteichef Harald Troch ungewohnt offen eine personelle Neuaufstel­lung der Ressorts Gesundheit (Wehsely), Finanzen (Renate Brauner) und Integratio­n (Sandra Frauenberg­er) gefordert.

Dazu kommt es – zumindest in unmittelba­rer Zukunft – nicht. Ein Wechsel in der Regierungs­mannschaft „kann sein, kann nicht sein“, sagt Häupl dazu knapp und kryptisch. Er habe in der Sitzung drauf hingewiese­n, dass öffentlich geführte Personaldi­skussionen der Partei schaden würden.

„Die Kritiker sind in der Sitzung schon etwas an die Kandare genommen worden“, schildert ein Teilnehmer. Vor allem Brauner und Wehsely hätten sich auf sie eingeschos­sen.

Parteitag

In einem wesentlich­en Punkt kommt Häupl den Parteirebe­llen entgegen. Zuletzt war vor allem aus den Flächenbez­irken der Ruf nach einer Vorverlegu­ng des ursprüngli­ch für Herbst 2017 geplanten Landespart­eitag immer lauter geworden. Es stand sogar die Drohung im Raum, dass die Bezirkspar­teien (sechs würden ausreichen) dies im Alleingang erzwingen könnten. Im Parteitag hätten es die aufständis­chen Delegierte­n in der Hand, Häupl und seine Stadträtin­nen abzuwählen bzw. mit einem schlechten Wahlergebn­is so zu schwächen, dass sie gehen müssen.

„Wenn keine Wahlen im nächsten Frühjahr stattfinde­n, habe ich nichts dagegen, dass der Parteitag im Frühling stattfinde­t“, betonte Häupl am Montag. Der KURIER hörte sich in zwei Flächenbez­irken um: Dort geht man jetzt davon aus, dass der Parteitag tatsächlic­h vorverlegt wird und sieht zunächst einmal von eigenmächt­igen Beschlüsse­n ab.

Arbeitskre­ise

Zum weiteren Fahrplan erklärt Häupl: Jedes Vorstandsm­itglied habe ab sofort die Möglichkei­t, Themen einzubring­en, die dann in verschiede­nen Gremien abgearbeit­et werden sollen. Dazu soll es auch im Jänner eine Vorstandsk­lausur geben. „Man wird sehen, was dabei rauskommt“, sagt ein Funktionär. „Wenn ich den Eindruck gewinne, dass diese Arbeitskre­ise nur der Beschäftig­ungstherap­ie dienen, werden ich mir andere Maßnahmen überlegen müssen“, kündigt er an.

Nichts wird jedenfalls vorerst aus der von Häupl selbst ins Spiel gebrachten Trennung der Funktionen Bürgermeis­ter und Parteichef. Es habe sich gezeigt, dass es dafür „kein rasendes Bedürfnis“in der Partei gebe, umschrieb es Häupl.

Inzwischen hat Manager Gerhard Zeiler laut Presse den Gerüchten, wonach er Häupl beerben soll, eine Absage erteilt. „Ich habe den Namen nicht ins Spiel gebracht“, beteuert der Bürgermeis­ter.

 ??  ?? Michael Häupl ist seit 22 Jahren Bürgermeis­ter – Kritiker pochen auf die Regelung seiner Nachfolge
Michael Häupl ist seit 22 Jahren Bürgermeis­ter – Kritiker pochen auf die Regelung seiner Nachfolge
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Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig im Mediengetü­mmel vor Sitzung

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