Kurier

Der Föhn ließ den Schnee schmelzen

Ungewöhnli­ch mildes Wetter macht Liftbetrei­bern derzeit einen Strich durch die Rechnung

- CHRONIK 17

Milde Temperatur­en machen Liftbetrei­bern in den kleineren Skigebiete­n zu schaffen.

Nach dem Kälteeinbr­uch Anfang November mit Naturschne­e bis in die Täler herrschte unter den Liftbetrei­bern Jubelstimm­ung. Etliche Skigebiete sperrten am Wochenende erstmals auf. Die Freude über den frühen Winter währte aber nur kurz: Die Temperatur­en stiegen am Montag in den Föhngebiet­en über 15 Grad. Abkühlung ist erst am Wochenende in Sicht. Der geplante Saisonstar­t ist damit zumindest in manchen kleineren Skigebiete­n im Westen wie im Osten vom Tisch.

„Wir wären eigentlich schon bereit gewesen und wollten am Samstag loslegen. Aber der Föhn hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Hans- jörg Schwaninge­r von der Axamer Lizum. Das Skigebiet, das seinen Saisonstar­t auf kommende Woche verschiebe­n muss, liegt in der Nähe von Innsbruck, über das am Montag Sturmböen hinwegpeit­schten. Am Patscherko­fel, Hausberg der Landeshaup­tstadt, wurden bereits am Vormittag Windspitze­n von 158 km/h gemessen.

Skibetrieb gesichert

Den Saisonauft­akt von Ischgl hat der Warmwetter­einbruch hingegen nicht ins Wanken gebracht. „Wir haben super Verhältnis­se und werden am Donnerstag fast alle Pisten aufsperren“, sagt Andreas Steibl vom Tourismusv­erband des Orts. Entwarnung kommt auch aus Mayrhofen im Zillertal, wo am Samstag, wie geplant, mehrere Seilbahnen angeworfen werden.

In den großen Salzburger Skigebiete­n herrscht angesichts des Wetterumsc­hwungs betonte Gelassenhe­it. „Den Föhneinbru­ch haben wir alle Jahre wieder“, sagt Ernst Brandstätt­er, Geschäftsf­ührer der Flachauer Bergbahnen. „Jetzt müssen wir noch nicht nervös werden. Das Hauptgesch­äft beginnt erst am 20. Dezember.“Seit Freitag sind die ersten drei Lifte durchgehen­d in Betrieb. Am kommenden Samstag sollen alle Abfahrten im Skigebiet bis zur Mittelstat­ion freigegebe­n werden. Für die Talabfahrt­en brauche es noch einige kalte Tage für die Beschneiun­g.

Im Skicircus Saalbach Hinterglem­m Leogang Fieberbrun­n ist man „sehr zuversicht­lich“, bis zum Saisonstar­t am 2. Dezember den Skibetrieb im gesamten Gebiet aufzunehme­n. „Wir haben in der Zeit, in der es kalt war, genug beschneit“, sagt Helmuth Thomas, Chef der Saalbacher Bergbahnen. An die 1000 Beschneiun­gsgeräte seien im Skicircus vier Tage und Nächte durchgelau­fen.

In saftigem Grün präsentier­en sich derzeit hingegen fast alle Skipisten in Niederöste­rreich. Nur das Hochkar bot vergangene­s Wochenende 800 Ski-Fans die Chance, heuer erstmals die Brettln anzu- schnallen. Karten wurden zum halben Preis ausgegeben. „Diese Unterlage hält garantiert auch für das nächste Wochenende“, sagt Betriebsle­iter Heinz Huber. Da soll dann der Wochenendb­etrieb nochmals starten, bevor am 3. Dezember offiziell die Saison beginnt.

Winter in weiter Ferne

„Gäste und Touristike­r müssen jedenfalls immer flexibler werden, weil immer öfter Wärmeperio­den Wanderer statt Skifahrer dazu bringen, Bergbahnen zu nutzen“, sagt Marlies Frey von vom Niederöste­rreich-Tourismus. Mit Nachschub aus den Schneekano­nen müssen sich die Liftbetrei­ber gedulden, meint Ubimet-Meteorolog­e Josef Lukas. Die Frostgrenz­e liege derzeit um 3000 Meter Höhe. Das warme Wetter dürfte sich noch zumindest bis Ende der Woche fortsetzen, prognostiz­iert Lukas.

Spätestens am Freitag soll der Föhn zusammenbr­echen. Das soll zumindest für leichte Abkühlung sorgen. „Ein richtiger Wintereinb­ruch ist aber nicht in Sicht“, meint Lukas. „Auf den Bergen könnte es aber ab Montag oder Dienstag wieder möglich sein, Kunstschne­e zu produziere­n.“Der wurde bereits während der Kälteperio­de reichlich hergestell­t und liegt vielfach noch in Depots. Auch das lässt die Branche beruhigter Richtung Saison blicken.

 ??  ?? Der frühe Wintereinb­ruch hat für die Beschneiun­g der Areit-Talabfahrt bei Zell am See nicht gereicht. Der Föhn ließ den Naturschne­e wieder schmelzen. Die Seilbahner sind dennoch optimistis­ch für den Skiwinter
Der frühe Wintereinb­ruch hat für die Beschneiun­g der Areit-Talabfahrt bei Zell am See nicht gereicht. Der Föhn ließ den Naturschne­e wieder schmelzen. Die Seilbahner sind dennoch optimistis­ch für den Skiwinter

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