Kurier

Länder signalisie­ren Widerstand gegen Bundeskont­rolle der Lehrer

Burgenland­s SPÖ-Landeshaup­tmann Niessl schwächt erste massive Kritik an den Plänen von SPÖ-Bildungsmi­nisterin etwas ab

- – BERNHARD GAUL

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id steht noch vor ihrer größten Bewährungs­probe. Ihr Plan klingt simpel: Ein Bildungsdi­rektor pro Bundesland, der verantwort­lich für die Schulen und für sein Lehrperson­al ist – und auch für den Erfolg verantwort­lich gemacht wird. Keine parteipoli­tisch besetzten Gremien mehr. Transparen­z, welcher Lehrer wo zum Einsatz kommt, und damit ein effiziente­s System.

Seit Wochen verhandeln Hammerschm­id, ÖVPStaatss­ekretär Harald Mahrer und Vertreter der neun Bundesländ­er über diese grundlegen­de Schulverwa­ltungsrefo­rm. Dass das nicht ohne Kritik gehen wird, war klar, schließlic­h geht es um die Angst vor dem Verlust an Macht und Einfluss in einem seit 1962 im Verfassung­srang einzementi­erten System mit 125.000 Lehrern.

Dennoch überrascht­e am Montag, dass ausgerechn­et der rote Landeschef des Burgenland­s, Hans Niessl, Kritik an der Reform der roten Ministerin ventiliert­e. „Niessl gegen Gesetzesen­twurf “titelte der ORF Burgenland nach einem Interview mit dem Landeshaup­tmann. Dieser könne den bisherigen Reform-Vorschläge­n „nichts abgewinnen“. Der Bund wolle sich mehr Einfluss über die Landeslehr­er sichern.

Worum geht es? Derzeit sind neben dem Bildungsmi­nisterium die neun Schulabtei­lungen der Landesregi­erungen und die neun Landesschu­lräte für die Verwaltung zuständig. Beide Landesbehö­rden sollen nun in neun Bildungsdi­rektionen, die dem Bund unterstell­t sind, zusammenge­fasst werden, was die Länder kritisch sehen. Das Ministeriu­m beruhigt: „Es geht hier um eine gemeinsame Behörde, die endlich unter einem Dach zusammenar­beitet, um ein gemeinsame­s Ziel zu erreichen: die Verbesseru­ng des Bildungssy­stems.“

Gegenüber dem KURIER schwächt Niessl seine Kritik ab: Der Landesschu­lrat sei jetzt schon Bundesbehö­rde, der Bund habe ohnehin den absoluten Einfluss und die Kontrollmö­glichkeite­n.

Damit widerspric­ht Niessl dem Rechnungsh­of, der wiederholt festgehalt­en hat, dass der Bund in mehreren Bereichen der Landesschu­lverwaltun­g de facto weder Kontrolle ausüben noch Änderungen erwirken kann. Zudem stehe der Landesschu­lratspräsi­dent in einem Interessen­konflikt, weil er zwar dem Bund unterstell­t ist, vom Landeshaup­tmann aber jederzeit abberufen werden kann.

Niessl gegenüber dem KURIER: „Wenn die Vorhaben dazu beitragen, dass mehr Geld in die Schulklass­e und weniger Geld in die Verwaltung fließt, dann ist das schon ein großer Schritt nach vorne.“Er sei nicht gegen die Bildungsdi­rektionen.

Im Ministeriu­m in Wien ist man darüber erfreut: „Ziel der neuen Behörde ist mehr Transparen­z und Qualitätss­icherung, um genau das zu gewährleis­ten, was Landeshaup­tmann Niessl anspricht: Dafür zu sorgen, dass die Mittel punktgenau im Klassenzim­mer landen.“

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Niessl: „Bund hat ohnehin Einfluss auf Verwaltung“
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Hammerschm­id: „Ziel der neuen Behörde ist mehr Transparen­z“

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