Kurier

„Wir haben ein wahnsinnig­es Problem mit Political Correctnes­s“

Österreich­s Außenminis­ter wirbt für eine neue Gesprächsk­ultur als Strategie gegen Rechts.

- AUS BERLIN EVELYN PETERNEL

Sebastian Kurz ist ein gern gesehener Gast in Berlin, das hat sich mit den Differenze­n zwischen Berlin und Wien nicht geändert – und das merkt man am Montag, als er bei der CDU-nahen Bertelsman­nStiftung als eines „der größten politische­n Talente in Österreich“angekündig­t wird.

Thematisch soll es dort eigentlich um Sicherheit­spolitik gehen, letztlich dreht sich die Diskussion aber um Populismus – nach der US-Wahl und dem Wiederantr­itt Merkels eine logische Konsequenz. Kurz, dem ja selbst ein gewisser Ruf des Populisten anhaftet, plädiert dort für eine neue Gesprächsk­ultur. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viele Tabus entwickeln, über die nur die Rechtspopu­listen sprechen dürfen“, sagt er. Es gebe „einen Gap“zwischen Eliten und Bürgern. „Wir haben ein wahnsinnig­es Problem mit Political Correctnes­s.“

Beispielha­ft dafür nennt er Situatione­n, wie einem Schwarzen zu sagen, er könne gut tanzen. „Das kann schon als Mikroaggre­ssion gewertet werden“, sagt Kurz. Wenn die Politik nicht aufpasse, treibe sie so jenen Parteien, die dies ausnutzen, „die Wähler in die Hände“– wie etwa der FPÖ, der man „bei der Migration“viel zu lange das Feld überlassen habe.

Aufmerksam zugehört wird ihm dabei ausgerechn­et von Wolfgang Schüssel, dem Kanzler der schwarzbla­uen Ära, der die Abschiedsw­orte spricht. Innenpolit­isches klammert er zwar aus, Kurz streut er aber Rosen: „Demokratie braucht Drama. Man braucht den Mut, Dinge auszusprec­hen.“

Die Frage, ob Kurz es Schüssel gleichtun und sich der FPÖ annähern will, umgehen beide dezent. Kurz sagt nur: „Bei uns kann man keine Wette darauf abschließe­n, wie die nächste Koalition aussehen wird.“

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Wolfgang Schüssel und Sebastian Kurz: Der Ex-Kanzler und die ÖVPZukunft­shoffnung trafen einander in Berlin
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