Vatikan: Vergebung für Abtreibungen
Papst Franziskus weist Priester an, Barmherzigkeit walten zu lassen
Abtreibung ist zwar eine Sünde, dennoch sollen Priester sie vergeben. Mit diesem Appell lässt Papst Franziskus in seinem neuen apostolischen Schreiben auf horchen. Das 35-seitige Dokument wurde anlässlich des am Sonntag zu Ende gegangenen Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit, zu dem 21 Millionen Pilger aus aller Welt nach Rom kamen, veröffentlicht. Priester sollen künftig all jenen, die abgetrieben haben, kirchliche Vergebung gewähren. Franziskus hält zwar an der katholischen Tradition fest, dass Abtreibung „eine schwe- re Sünde“sei. Allerdings, so der Pontifex, gebe es „keine Sünde, die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht (...) vernichtet werden kann“.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ändert sich durch die neue Praxis nichts, hier konnten Priester die Vergebung für eine Abtreibung bereits erteilen. In den meisten Ländern war die Lossprechung allerdings nur durch bestimmte Beichtväter (Bischöfe) möglich. Franziskus appelliert daran, Barmherzigkeit weiterhin in den Mittelpunkt des Kirchenlebens zu stellen. Zudem führt er einen „Welttag für die Armen“ein. Dabei sollen diese ei- nen „respektvollen und aufmerksamen Blick“ihrer Mitmenschen auf sich spüren.
Stoßgebet für Humor
Am Wochenende hat Papst Franziskus in einem seiner seltenen Interviews mit dem katholischen TV-Sender TV2000 und dem Radiosender InBlu auch Einblicke in sein Privatleben gewährt. Der Pontifex braucht nur sechs Stunden Schlaf. Dann aber, so seine Aussage, schlafe er wie ein Murmeltier: „Ich habe nicht einmal das Erdbeben gespürt. Alle hatten bemerkt, wie ihr Bett wackelte, ich nicht“, erzählt der Papst. Die verheerenden Be- ben in Mittelitalien rissen auch in Rom Menschen aus dem Schlaf. Zudem gesteht Franziskus seine Abneigung gegenüber unterwürfigen Bewunderern. „Ich habe eine Allergie gegen Schmeichler. Denn wer eine andere Person bewundert, verfolgt meist auch einen Zweck, meistens zum Vorteil für sich selbst“, so der Pontifex. Für den Papst aus Argentinien ist auch Humor sehr wichtig. Er betet jeden Tag darum, seinen Sinn dafür nicht zu verlieren. „Herr, bewahre mir den Sinn für Humor, dass ich es stets verstehe, über einen Witz zu lachen“, lautet das päpstliche Stoßgebet.