Kurier

Der emotionslo­se Roboter sucht die beste Strategie fürs Geld

Der deutsche Robo-Advisor will jetzt auch Kunden aus Österreich gewinnen.

- VON CHRISTINE KLAFL

Die einen verkaufen ihre Aktie zu spät, weil sie sich nicht eingestehe­n wollen, dass sie die Entwicklun­g falsch eingeschät­zt haben. Die anderen steigen viel zu spät ein und machen nur noch einen Teil des Aufschwung­s mit. Emotionen machen vielen Anlegern einen Strich durch die erhoffte Rendite. Für Lars Reiner, damals noch Mitarbeite­r der Deutschen Bank, ein Grund, sich nach Alternativ­en umzusehen. Beim Arbeitgebe­r wurde er nicht fündig, daher machte er sich mit Freunden selbststän­dig und gründete 2014 Ginmon.

Diese Plattform ist ein sogenannte­r „Robo-Advisor“, also eine Art voll automatisi­erte Anlagebera­tung. Je nach Risikoprof­il des Anlegers stellt Ginmon automatisc­h ein Portfolio aus ETF (börsenotie­rte Investment­fonds) und Indexfonds zusammen. Der Robo-Advisor berücksich­tigt dabei die Port- folio-Theorie von Eugene Fama, der 2013 – gemeinsam mit Robert Shiller – den Wirtschaft­snobelprei­s bekommen hat. „Es lohnt sich nicht, den Markt infrage zu stellen und dagegen zu wetten“, fasst Ginmon-Chef Reiner Famas Theorie zusammen. Ein eigens entwickelt­er Algorithmu­s sorgt dafür, dass der Anleger sein Rendite-Risiko-Profil jederzeit beibehält. Im Rückblick traut sich Reiner zu sagen: „Der Roboter schlägt die meisten aktiven Fondsmanag­er, auf lange Sicht so gut wie jeden.“Das Anlegerris­iko soll auch dadurch reduziert werden, dass weltweit investiert wird. Über die verwendete­n Portfolio-Bausteine gibt es Zugang zu rund 10.000 Einzeltite­ln.

Depot bei DAB Bank

Rein praktisch müssen Kunden, die sich des Robo-Advisors bedienen wollen, ein Depot bei der DAB Bank in München eröffnen. „Alles online von der Couch aus“, betont Reiner. Die Grundgebüh­r für Transaktio­nen und Depotführu­ng macht 0,39 Prozent der Anlagesumm­e pro Jahr aus. Wirft das Portfolio Gewinne ab, gehören zehn Prozent davon Ginmon als Erfolgsbet­eiligung. Die Portfolios gibt es auch als Sparplan.

Vor Verlusten können aber auch emotionslo­se Roboter nicht schützen. Hätte es Ginmon in der Finanzkris­e schon gegeben, hätten die Portfolios, je nach Risiko, maximale Verluste von sieben bis 35 Prozent gebracht. „Die Wahrschein­lichkeit von Verlusten ist aber deutlich reduziert“, betont Reiner.

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Vollautoma­tisiertes Portfoliom­anagement: Breite Streuung über 50 Länder soll Risiko senken

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