Kurier

Wie Städte Big Data nutzen

Cheryl Wiebe über Verkehrsan­alyse und Energiever­brauch in der Smart City

- VON PATRICK DAX

„Die Smart City ist ein Organismus aus Daten“, sagt Cheryl Wiebe. Der KURIER hat mit der Datenanaly­stin vom US-Unternehme­n Teradata darüber gesprochen, wie Städte Daten nutzen können, um Staus zu vermeiden, Ausfälle der Infrastruk­tur vorherzusa­gen und den Energiever­brauch zu optimieren. KURIER: Welchen Nutzen können Städte aus Big Data ziehen? Cheryl Wiebe: Das hängt von den Städten ab und welche Probleme sie haben. In den USA haben viele Hafenstädt­e mit Staus zu kämpfen, weil sie über wenig Fläche verfügen, aber ein hohes Verkehrsau­fkommen bewältigen müssen. Um verstopfte­n Straßen beizukomme­n, müssen sie über die Bewegungen der Autos Bescheid wissen. Sie werden also Bewegungsd­aten von Fahrzeugen, Bürgern, aber auch Unfalldate­n analysiere­n. Mithilfe historisch­er Daten können sie dann detaillier­t feststelle­n, wo es immer wieder zu Engpässen kommt und darauf auf bauend Investitio­nsentschei­dungen treffen. Die US-Bürger sind sehr autoverrüc­kt. Wie sieht es in Europa aus?

Wir lieben unsere großen Autos und wollen ihnen helfen, so schnell wie möglich voranzukom­men. In Europa sind die Zugänge zur Smart City eher vom Ressourcen­management getragen. Die Infrastruk­tur muss zuverlässi­g funktionie­ren. Wir können mit Sensoren voraussage­n, wann es zu Ausfällen kommen könnte und wo Wartungsar­beiten notwendig werden. Worin bestehen die Herausford­erungen bei der Verarbeitu­ng dieser Daten?

Die Smart City ist ein Organismus aus Daten. Nehmenwir an, Sie würden auf eine heiße Herdplatte greifen. Sie werden Ihre Hand zurückzieh­en. Das passiert in einer unmittelba­ren Reaktion. In Analogie zu einer Stadt könnte man sagen, Ihre Finger sind die Sensoren, die etwa an den elektrisch­en Leitungen angebracht sind. Die Sensoren setzen Sofortmaßn­ahmen in Kraft. Das ist die erste von mehreren Ebenen. Was ist die zweite Ebene?

Sie werden Ihre Hand unter kaltes Wasser halten und etwas Salbe auf die Wunde geben. Das passiert am ersten Datensamme­lpunkt. Kleine Rechner setzen solche Prozesse in Bezug auf städtische Infrastruk­tur in Bewegung. Die dritte Ebene betrifft die strategisc­he Planung. Dort fließen historisch­e und aktuelle Daten aus verschiede­nen Quellen zusammen. Etwa auch Wetterdate­n. Wir versuchen dann Wege aufzuzeige­n, wie langfristi­g vermieden werden kann, dass es zu Ausfällen in der Infrastruk­tur kommt. Ihr Unternehme­n Teradata war auch an der Seestadt Aspern in Wien beteiligt.

Wir arbeiten sehr eng mit Siemens zusammen und haben sie bei der Datenanaly­se beraten. Sie haben dynamische Preismodel­le eingeführt, um den Energiever­brauch zu optimieren. Wäsche zu waschen kann für die Bewohner der Smart City Aspern billiger sein, wenn es in der Nacht geschieht, weil dann der Strom weniger kostet. Wie begegnen Sie Datenschut­zbedenken?

Die Betreiber müssen sicherstel­len, dass Daten anonymisie­rt und sicher verwahrt werden. Wenn Konsumente­n einen Vorteil daraus ziehen und ihre Privatsphä­re unangetast­et bleibt, ist dies die beste Art damit umzugehen. Auch in den USA sind viele Leute wegen ihrer Privatsphä­re besorgt. Welche Unterschie­de sehen Sie zwischen den USA und Europa noch?

Amerika ist sehr vielfältig. Die Rolle der Regierung ist nicht so stark wie in Europa. Die Städte suchen die Unterstütz­ung von Bürgern und kleinen Unternehme­n. In Europa und Asien ist das meiner Wahrnehmun­g nach nicht so verbreitet.

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