Kurier

Schröcksna­dels Niete wurde zum Volltreffe­r

Am Wochenende startet die neue Saison, die ganz im Zeichen der Heim-Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen steht.

- VON CHRISTOPH GEILER

Es ist wahrschein­lich nur Zufall, dass Peter Schröcksna­del ausgerechn­et in jenem Jahr eine Beichte ablegt, in dem er den Papst besucht hat. „Ich gebe es zu, ich habe Biathlon vor 20 Jahren völlig falsch eingeschät­zt“, gestand der allmächtig­e ÖSV-Präsident erst dieser Tage. „Ich hätte es ja nie für möglich gehalten, dass das irgendwann einmal so ein großer Sport wird. Das war eine meiner wenigen Fehleinsch­ätzungen. Biathlon ist eine super Geschichte.“Das sagt jener Mann, der noch vor wenigen Jahren die Biathleten am liebsten zum Mond geschossen hätte und nach der Turiner Olympiaaff­äre (2006) sogar laut über einen Rauswurf der Loipenjäge­r aus dem Skiverband nachgedach­t hatte. Inzwischen ist nicht nur Schröcksna­del verschosse­n in den boomenden Sport, der vor allem in Deutschlan­d den TV-Anstalten Top-Quoten beschert und europaweit in Sachen Popularitä­t und Zuschaueri­nteresse die Alpinen längst überflügel­t hat. So sind 78 Tage vor der HeimWM in Hochfilzen (6. bis 19.Februar) schon knapp 80.000 Tickets verkauft, insgesamt rechnet der Skiverband bei diesem Schützenfe­st in Tirol mit 150.000 Besuchern.

Schmuckkäs­tchen

Verständli­ch, dass bei den Österreich­ern alles auf die Heim-WM abzielt. Die Arena in Hochfilzen wurde in den vergangene­n beiden Jahren um 21 Millionen Euro umgebaut und auf den modernsten Stand gebracht. Inzwischen stehen den Biathleten nicht nur eine neue Rollerstre­cke (4,3 Kilometer) und ein Indoorschi­eßstand zur Verfügung, sie haben auch die Gelegenhei­t, auf einem speziellen, hydraulisc­hen Lauf band ihre Trainingse­inheiten abzuspulen, auf dem alle Weltcuppis­ten simuliert werden können. Dazu ist es dem ÖSV im Sommer gelungen, Trond Nystad zu verpflicht­en. Der langjährig­e Erfolgscoa­ch der norwegisch­en Langlauf-Herren soll als offizielle­r Koordinato­r Österreich­s Langläufer­n und Biathleten Beine machen und mit einem neuen Leitbild langfristi­g auf die Erfolgsspu­r bringen.

„Wir sind gut aufgestell­t und gerüstet“, sagt ÖSV-Direktor Markus Gandler vor dem Weltcup-Auftakt am kommenden Sonntag in Östersund. „Aber es ist klar, dass unser Fokus in diesem Winter auf der WM liegt.“

Auf holbedarf

Zumal die heimischen TopBiathle­ten auch noch nicht perfekt in Schuss sind, nachdem sie in der Vorbereitu­ng durch Verletzung­en und Krankheite­n gebremst wurden. Landerting­er, Weltmeiste­r von 2009, machte ein Bandscheib­envorfall zu schaffen, Eder, WM-Dritter von 2016, schlug sich mit einer beleidigte­n Achillesse­hne und einem eitrigen Weisheitsz­ahn herum. „Unter Rennbeding­ungen merke ich, dass ich von meiner Form schon noch ein gutes Stück entfernt bin“, gesteht Landerting­er.

Der spätberufe­ne Biathlon-Fan Peter Schröcksna­del wird im Februar übrigens hin- und hergerisse­n sein. Die Biathlon-WM in Hochfilzen findet nämlich zur gleichen Zeit statt wie die Titelkämpf­e seiner Alpinen in St.Moritz.

 ??  ?? Hoffnungst­räger: Simon Eder (vorne) & Dominik Landerting­er haben in diesem Winter die Heim-WM in Hochfilzen im Visier
Hoffnungst­räger: Simon Eder (vorne) & Dominik Landerting­er haben in diesem Winter die Heim-WM in Hochfilzen im Visier
 ??  ?? Modernes Rollenspie­l: Das Laufband in Hochfilzen ist für Lisa Hauser und Co. zu einem wichtigen Trainingsg­erät geworden
Modernes Rollenspie­l: Das Laufband in Hochfilzen ist für Lisa Hauser und Co. zu einem wichtigen Trainingsg­erät geworden

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