Kurier

Außerhalb der Gürtellini­e

Weniger Fachgeschä­fte, mehr Billig-Läden: Geschäftsl­eute kritisiere­n Branchenmi­x

- VON JOHANNA KREID UND JÜRG CHRISTANDL (FOTOS)

Sie ist nahezu gleich lang, trägt den gleichen Namen – und dennoch ist sie deutlich unpopuläre­r als ihre schicke Schwester: die Äußere Mariahilfe­r Straße. Während die innere MaHü ständig im Gespräch ist – Stichwort: Begegnungs­zone, samt Ärger oder Freude darüber –, gerät der äußere Teil zusehends in Vergessenh­eit. Die Zeiten seien härter geworden, klagen einige der alteingese­ssenen Geschäftsl­eute. Es fehle an Laufkundsc­haft, viele Läden stünden leer, und auch der Branchenmi­x sei nicht mehr ideal. Der KURIER war auf Lokalaugen­schein in der Einkaufsst­raße im 15. Bezirk.

Kommt man vom Westbahnho­f auf die Äußere Mariahilfe­r Straße, erblickt man verstaubte Auslagen und diverse Billig-Läden. Doch zwischen Kebap-Ständen, Wettbüros und Handyshops finden sich noch alteingese­ssene Familienbe­triebe. Etwa das Foto-Geschäft Sobotka: Seit mehr als 40 Jahren arbeite er an diesem Standort, erzählt Geschäftsf­ührer Anton Fürböck. Seit zirka fünf Jahren seien Veränderun­gen spürbar: „Früher war der Branchenmi­x einfach bes- ser“, schildert er. Vor allem der Verlust der großen Intersport-Filiale sei schmerzhaf­t: „Denn der war ein richtiger Kunden-Magnet.“

Dabei sei die Lage durchaus nicht hoffnungsl­os: „Als Fachgeschä­ft, das sich umseine Kunden bemüht, hat man eine Chance“, betont er. Und auch die Lage habe Vorteile: „Wir sind öffentlich sehr gut erreichbar und es gibt ausreichen­d Parkplätze.“

Ähnliches beobachtet Eva Schrott, Chefin der gleichnami­gen Bäckerei, einige Häuser weiter. Ihr Laden ist ein beliebter Treffpunkt vieler Senioren im Grätzel. Die Ge- gend habe aber an Attraktivi­tät verloren: „Fachgeschä­fte schließen, stattdesse­n gibt es mehr Billigware.“

Elf Friseure

Die Chefin eines nahe gelegenen Elektro-Geschäfts möchte ihren Namen nicht nennen, bestätigt aber : „Früher waren wir die Straße der Spezialist­en.“Nun sei der Mix weniger gut: „In einem Abschnitt gab es einige Zeit elf Friseure“, nennt sie ein Beispiel.

Optimistis­cher ist die Stimmung in der Tanzboutiq­ue: „Wir haben Stammkunde­n und versorgen Fernsehsho­ws“, erklärt Verkäuferi­n Eveline Korvas. Das sei von Vorteil, Lauf kundschaft gebe es nicht viel. „Das ist halt nicht unbedingt eine Straße zum Spaziereng­ehen“, scherzt sie. „Dafür findet man fast immer einen Parkplatz.“Familienbe­triebe gebe es weniger, dafür mehr Essensstän­de. „Dass es vom Essen her so internatio­nal ist, gefällt mir aber gut“, ergänzt ihre Kollegin Susanne Schöfnagl.

Gerhard Zatlokal, Vorsteher des 15. Bezirks (SPÖ), sind die Probleme bekannt. Aufgegeben habe man die Straße aber nicht: „Wir investiere­n pro Jahr 70.000 Euro in die Mariahilfe­r Straße und die Reindorfga­sse.“

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Die Äußere Mariahilfe­r Straße lade nicht zum Bummeln und Spaziereng­ehen ein, daher fehle es an Laufkundsc­haft, hört man in den Läden
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Eveline Korvas: „Wir haben viele Stammkunde­n“

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