Weniger Familienzusammenhalt im Alter
Senioren wollen unabhängig sein und sorgen sich um die Zukunft der Jungen
Alle Altersgruppen sehen mit Skepsis in die Zukunft, zeigt eine Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung: Sechs von zehn Befragten sind der Meinung, für eine Lebensplanung junger Menschen seien die Verhältnisse zu unsicher. Von der Politik erwarten alle wenig: Nur jeder Fünfte zwischen 16 und 25 Jahren und jeder Achte zwischen 55- und 65 hat viel Vertrauen in sie. 87 Prozent der Älteren glauben, dass die nächste Generation unter den Fehlern der jetzigen Politik leiden wird. Die Hälfte fürchtet, dass ihre Kinder es weniger gut haben werden als ihre Generation der „Post68er“, wie Studienleiterin Beate Großegger sie nennt.
Besonders auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich die Diskrepanz zwischen den Generationen: Zwei Drittel der jungen „Millennials“wollen im Job lieber mit Gleichaltrigen zusammenarbeiten als mit erfahreneren Kollegen. Jeder Fünfte würde ältere Kollegen in die Arbeitslose schicken, um neue Jobs für Junge zu schaffen. Diese würden in Frühpension gehen, um ihre Arbeitsplätze freizumachen.
Für die Zukunft wünschen sich die Jungen mehr Jobs, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine Pensionsreform. Mit den Senioren stimmen sie nur bei der ersten Maßnahme überein: Die wollen Steuerentlastung für sich und mehr Steuerbelastung für Reiche.
Interessant seien die Familienkonstellationen, so Großegger: „Die Post-68er sind die erste Generation, in der die Ent-Traditionalisierung der Familienstrukturen richtig greift.“Familiäre Generationensolidarität sei weniger bedeutend: Jetzt wollen sie frei von Verpflichtungen ihre Zeit genießen. Sechs von zehn wollen im Alter un- abhängig von ihren Kindern in einer Wohnung oder einer Senioren-Wohngemeinschaft leben. Neun Prozent geben an, lieber im Seniorenwohnheim wohnen zu wollen als bei der Familie oder in deren Nähe.