Kurier

Achtung, Baustelle! Rapid in Not

Nach dem 1:2 in Salzburg: Diese sechs Probleme warten auf den neuen Rapid-Trainer Damir Canadi

- VON ALEXANDER HUBER

Gut möglich, dass im Rückblick auf die Bundesliga-Saison die 15. Runde als Knackpunkt auf dem Weg zur erfolgreic­hen Titelverte­idigung von Salzburg gesehen wird: Mit einer beeindruck­enden Vorstellun­g wurde Rapid beim 2:1 dominiert, dieser Powerfußba­ll wie in der Ära Schmidt sollte in Österreich konkurrenz­los sein.

Noch liegen zwar Sturm und Altach je zwei Punkte vor dem Titelverte­idiger. Doch bei den Grazern ist der Flow dahin, seit fünf Pflichtspi­elen gab es keinen Sieg. Und in Altach wird sich auf 36 Runden gerechnet der im Vergleich zu Salzburg bescheiden­e Kader auswirken. Ganz zu schweigen vom Verlust von Erfolgstra­iner Damir Canadi und dessen wichtigste­n Assistente­n Martin Bernhard.

Und bei Rapid? „Sollte niemand vom Titel reden“, wie Louis Schaub befand. Auch wenn Michael Krammer hofft, „solange es rechnerisc­h eine Möglichkei­t gibt.“Der Präsident hat mit seiner sommerlich­en Festlegung auf das Ziel Meistertit­el nur als Marketing-Experte recht gehabt. Aus sportliche­r Sicht war es ein Eigentor, Rapid gibt laut Tabelle nur (sehr teures) Mittelmaß ab.

Schock für Canadi

Damir Canadi wirkte in Salzburg richtiggeh­end geschockt ob der Chancenlos­igkeit seiner (zu optimistis­ch aufgestell­ten) Debüt-Elf. Sprachlos war der 46-Jährige aber nicht. Der neue Trainer hat in der ersten Arbeitswoc­he viele Eindrücke und Fakten gesammelt. Zusammen mit der Analyse des missglückt­en Debüts ergeben sich so viele Problemfel­der, dass nur ein Schluss übrig bleibt: Hütteldorf gleicht einer Baustelle. Ein Überblick:

– Fehlendes Tempo Canadi lässt gerne f lott spielen. Bereits seine Vorgänger Barisic und Büskens hatten darauf hingewiese­n, dass dem Kader Dynamik fehlt. Vor allem am Flügel, wo nur (der verletzte) Schobesber­ger High Speed liefert. „Salzburg ist über uns drübergela­ufen“, erkannte Canadi. „Wir wollten das fehlende Tempo mit Technik ausgleiche­n. Das hat nicht funktionie­rt.“Und führt zur nächsten Baustelle.

– Langsame Abläufe Das neue Trainertea­m hat analysiert, dass die durchschni­ttliche Zeit am Ball unter Büskens angestiege­n ist. Canadi drängt darauf, dass wieder schneller abgespielt wird. Doch dazu fehlen die alten Automatism­en. Da bis zum 11. Dezember nur englische Wochen warten, bleibt kaum Zeit, neue Selbstvers­tändlichke­it einzutrain­ieren.

– Körperlich­e Defizite „Ich hatte den Eindruck, dass einige auf dem letzten Zacken daherkomme­n“, sagte Canadi nach Schlusspfi­ff. Tatsächlic­h wirkten die Salzburger nicht nur spritziger, sondern auch körperlich fitter. Aufbautrai­ning kann es aber erst wieder 2017 geben.

– Schwache Legionäre Ö-Topf und neun Legionäre im Kader – das passt bekanntlic­h nicht zusammen. Noch mehr Sorgen bereitet Canadi aber das Gezeigte. „Vor allem mit der Leistung der Ausländer war ich nicht zufrieden. Sie müssen um 20 Prozent besser sein als die Österreich­er“, legt er fest und zielt mit seiner scharfen Kritik auf Joelinton und im Besonderen auf Mocinic. Der sensible Kroate hatte schon mit der „deutschen Härte“von Büskens und Jancker Probleme. Wie wird der Rekordeink­auf auf die Rute im eigenen Fenster reagieren?

– Verletzung­ssorgen Vier Stammspiel­er fehlten beim 1:2 verletzt. Thomas Murg ist nach einem Foul von Lainer der Nächste: Im Sprunggele­nk sind gleich zwei Bänder eingerisse­n. – Zerstörte Hierarchie Mario Sonnleitne­r war nach Steffen Hofmann, Schwab, Dibon, Max Hofmann und Schaub der sechste Kapitän in fünf Monaten. Gestern wurde Sonnleitne­r für sein Gerangel in den Schlusssek­unden für ein Spiel gesperrt. Wird gegen Sturm der siebente Kapitän auf das wackelige Rapid-Schiff geschickt?

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Im Hintertref­fen: Szanto (li.) wirkte beim 1:2 von Rapid gegen die Salzburger Talente Lazaro und Laimer besonders grün hinter den Ohren

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