Maßgeschneiderte Therapien
Gen-Analysen sollen Behandlung von Krebs wirksamer machen.
„Wenn Sie Patienten eine Chemotherapie verschreiben, wissen Sie im Vorhinein nicht, bei wem sie am besten wirkt“, sagt Garret Hampton, der bei Roche in San Francisco die Entwicklung von personalisierten Krebstherapien sowie begleitenden DiagnoseLösungen leitet. „Die meisten unserer neuen Medikamente kommen heute nur mehr in Kombination mit einem Test auf den Markt: Dieser sagt uns, wer von dem Präparat profitiert.“Roche hat im Vorjahr die Aktienmehrheit an der Biotech-Firma „Foundation Medicine“in Boston übernommen – und deren Aktivitäten dieser Tage erstmals Journalisten präsentiert. Foundation Medicine bietet Genanalysen von Gewebe- oder Blutproben an – und kann zum Beispiel mit einem Test für Brust- oder Lungenkrebs 315 Gene in einem Durchgang auf krankhafte Veränderungen untersuchen.
Viele Krebs-Untertypen
Die Forscher präsentierten mehrere Patientenbeispiele: Erst durch die umfassenden Gen-Analysen sei man auf erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten gestoßen. Etwa bei einer 32-jährigen Frau namens Kristen, die an fortgeschrittenem Darmkrebs litt. Bei ihr wurde eine GenVeränderung entdeckt, die eigentlich typisch für Brustkrebs ist – jetzt wird sie mit einem Medikament behandelt, das für den Einsatz gegen Brustkrebs zugelassen ist. „Und wir sprechen heute auch nicht mehr von Lungenkrebs, sondern von mindestens 14 verschiedenen Typen dieser Erkrankung“, sagt Hampton.
Der Ansatz der US-Experten wird auch in Österreich schon verfolgt: So nehmen Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen an einer Pilotstudie des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des Wiener AKH teil. Zellen ihres Tumors werden auf 750 unterschiedliche genetische Merkmale analysiert. Anschließend werden Datenbanken danach durchforstet, ob gegen die entdeckten Veränderungen schon irgendwo ein Medikament eine Wirksamkeit gezeigt hat.