Kurier

Watsch’n sind für zwei Drittel akzeptabel

Eine Umfrage zeigt, wie viele Kinder noch immer von körperlich­er Gewalt betroffen sind

- VON DANIELA DAVIDOVITS

Der achtjährig­e Sohn hat Mist gebaut, also setzt es eine Tracht Prügel vom Vater. Ist das Gewalt oder nicht?

Diese Frage wird eindeutig beantworte­t: 95 Prozent der Befragten stimmen zu. Eine schallende Ohrfeige halten 87 Prozent für einen Übergriff.

Bei der „leichten“Ohrfeige gehen die Meinungen der befragten Österreich­er hingegen auseinande­r: Nur jeder Dritte hält die „Watsch’n“für Gewalt (siehe Grafik ganz rechts). Die Geschäftsf­ührerin der Kinderschu­tzorganisa­tion „Die Möwe“, Hedwig Wölfl, hält diese Meinung für bedenklich: „Seit 27 Jahren ist die Watsche im Gesetz verboten, aber nach wie vor wird sie bagatellis­iert.“

In der neuen Gallup-Umfrage zur Gewalt gegen Kinder zeigt sich ein weiterer zentraler Aspekt: „Psychische Gewalt, etwa tagelang nicht mit dem Kind zu reden, wird oft nicht als Problem empfunden“, warnt die Psychologi­n. „Die körperlich­e Gewalt ist in einer Generation auf die Hälfte gesunken. Sie wird heute weniger als Erziehungs­methode eingesetzt, sondern passiert aus Überforder­ung. Aber seelische Gewalt lässt sich schwerer eliminiere­n.“Die Dunkelziff­ern sind erschrecke­nd: „Sehr vorsichtig geschätzt, ist jedes vierte Kind von Gewalt betroffen.“

Der Internatio­nale Tag gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen am kommenden Freitag soll auf die unterschie­dlichen Bedrohunge­n aufmerksam machen, denen Frauen und Kinder in der heutigen Gesellscha­ft noch immer ausgesetzt sind. Diesem Thema widmet sich auch die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen“.

Von häuslicher Gewalt sind Kinder sogar dann be-

 ??  ?? Gewalt gegen Kinder wird von vielen noch immer bagatellis­iert. Dazu kommen zwei neue Tendenzen: Emotionale Vernachläs­sigung und Aggression­en unter Jugendlich­en
Gewalt gegen Kinder wird von vielen noch immer bagatellis­iert. Dazu kommen zwei neue Tendenzen: Emotionale Vernachläs­sigung und Aggression­en unter Jugendlich­en

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